Unterhaltende Geschichte mit viel Potenzial
"One dark window" war für mich ein Buch, was ich sehr gerne gelesen habe, jedoch würde ich es nicht als perfekt beschreiben.
Der Schreibstil der Autorin hat mir wirklich gut gefallen, es war sehr flüssig ...
"One dark window" war für mich ein Buch, was ich sehr gerne gelesen habe, jedoch würde ich es nicht als perfekt beschreiben.
Der Schreibstil der Autorin hat mir wirklich gut gefallen, es war sehr flüssig und vor allem düster geschrieben. Ich mochte die dunklen Vibes sehr gerne und die vielen Referenzen zu unterschiedlichen Märchen.
Man wird von Anfang an in die Welt von Blunder geworfen, sodass man sich direkt im Geschehen befindet. Anfänglich musste ich mich in diese Welt etwas hineinfinden, da man mit wirklich vielen Aspekten von Magie konfrontiert wird, doch sobald man ein Verständnis für den Aufbau des magischen Systems entwickelt hat, lässt sich die Geschichte einfacher lesen und verstehen.
Hier also schon der erste Punkt: In dieser Geschichte kommen alle denkbaren Arten von Magie und ihrer Anwendung vor. Leser, die (wie ich) gerne Geschichten mit Magie lesen, kommen voll auf ihre Kosten, für die anderen könnte das potentiell nichts sein, da diese einen sehr großen Teil in der Erzählung einnimmt.
Ich war definitiv Fan der magischen Welt in diesem Buch, da ich sowas in der Art vorher noch nicht gelesen hatte und sehr beeindruckt von der Kreativität der Autorin war.
Die Charaktere fand ich gut beschrieben, jedoch muss ich zugeben, dass ich keine großartige Bindung zu ihnen aufbauen konnte und sie für mich auch nicht besonders herausstachen. Vor allem gilt dies für Ravyn, er war für mich persönlich der schwächste Charakter und ich hoffe, dass er im zweiten Teil deutlich mehr Tiefe bekommen wird.
Drei Charaktere möchte ich hier aber hervorheben, nämlich Ione, Elm und der Nachtmahr. Alle drei sind moralisch graue Charaktere, die ich super interessant fand und bei denen ich mir nie sicher war, was sie denn als nächstes tun würden, da sie unberechenbar waren. Dabei hatten alle ihre eigenen Motivationen und ihre eigene charakterliche Tiefe, weshalb sie für mich am besten funktioniert haben.
Besonders der Nachtmahr ist ein sehr spannender Charakter gewesen, auf dessen Entwicklung ich im zweiten Band bereits gespannt bin. Ich hoffe, dass man dann auch Erklärungen bekommt, warum er gewisse Sachen verschwiegen hat, die ihm bekannt waren und die Protagonistin vorangebracht hätten.
Bei Elspeth als Protagonistin bin ich etwas zwiegespalten, einerseits mochte ich sie und ihren Charakter gerne, andererseits hätte ich mir von ihr dann doch tiefere Gefühle erhofft. Sie hat bereits viel durchgemacht und erlebt (hier möchte ich nicht Spoilern), aber zu häufig lässt sie sich rumschubsen und steht nicht wirklich für sich selber ein.
Die Romanze fand ich süß und ganz schön zu lesen. Es handelt sich hier eher um einen slow-burn, wobei die Liebesgeschichte nie zu sehr in den Vordergrund gerät, sondern quasi parallel zur Story verläuft, was mir wirklich gut gefallen hat.
Warum würde ich das Buch jetzt nicht als perfekt beschreiben?
Die Autorin hat sich hier mehr auf das Storytelling und die Charaktere fokussiert, daher blieb wenig Raum für das Worldbuilding übrig. Dieses Dilemma hat sie recht clever gelöst, indem sie die Stadt Blunder in Nebel gehüllt hat. Das heißt sowohl die Charaktere, als auch wir Leser haben keine Ahnung was außerhalb Blunders los ist. Das sorgt dafür, dass das Worldbuilding recht simpel gehalten ist und man sich hier nur auf eine Stadt beschränkt. Das ist per se nichts schlechtes, lässt mich jedoch mit einem gewissen Gefühl der Unvollständigkeit zurück. Ich bin gespannt, ob dieses Rätsel im zweiten Band gelöst wird.
Zudem sind die Plottwists vorhersehbar, sodass man eher selten überrascht wird. Und auch die Story an sich (von dem magischen System abgesehen) ist recht einfach und direkt gehalten (12 Karten, die gefunden werden müssen).
Man sollte also wissen, dass es sich hierbei nicht um einen groß aufgebauten Fantasy-Epos handelt, wo an jeder Ecke Wendungen und Überraschungen zu finden sind.
Das muss dieses Buch aber auch nicht sein. Für das was es ist, nämlich eine recht einfach aufgebaute, düstere, magische Romantasy, ist es eine wirklich gute Umsetzung, mit der viele Fans des Genres wahrscheinlich sehr glücklich sein werden.