Leserunde zu "Die vier Gezeiten" von Anne Prettin
Ein Roman, so kraftvoll und mitreißend wie Ebbe und FlutDie vier Gezeiten
Roman
Die Kießlings gehören zu Juist wie die Gezeiten. Als Patriarch Eduard das Bundesverdienstkreuz erhält, kommen sie alle zusammen: Eduards Frau Adda, die drei Töchter, sowie Großmutter Johanne. Doch in die Generalprobe platzt Helen aus Neuseeland, die behauptet, mit der Sippe verwandt zu sein. Und tatsächlich: Sie ist Adda wie aus dem Gesicht geschnitten. Gemeinsam gehen sie dem Rätsel ihrer Herkunft nach.
Denn Adda ahnt: Der Schlüssel zur Wahrheit liegt im familieneigenen Hotel de Tiden, dort, wo vor 75 Jahren alles begann.
Timing der Leserunde
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Bewerben 28.12.2020 - 17.01.2021
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Lesen 01.02.2021 - 21.02.2021
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Rezensieren 22.02.2021 - 07.03.2021
Bereits beendet
Schlagworte
Teilnehmer
Diskussion und Eindrücke zur Leserunde
Abschnitt 3, KW 7, Seite 316 bis Ende
MeineLieblingsbuecher
Mitglied seit 18.05.2016
Ich glaube, man sollte überhaupt nur solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen. - Kafka
Veröffentlicht am 18.02.2021 um 18:33 Uhr
Lilofee schrieb am 18.02.2021 um 16:44 Uhr
Die Liebe hat sie schon viel früher entdeckt. Zugelassen ja erst viel, viel später. Aber immerhin
Ja, ich hatte auch das Gefühl, dass sie ihre Gefühle einfach weggeschoben und gar nicht versucht hat, zu verstehen, was sie für ihn empfindet.
MeineLieblingsbuecher
Mitglied seit 18.05.2016
Ich glaube, man sollte überhaupt nur solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen. - Kafka
Veröffentlicht am 18.02.2021 um 18:36 Uhr
vipfoto schrieb am 18.02.2021 um 14:49 Uhr
Der Spannungsaufbau ist sehr gekonnt und gefiel mir fast bis zum Ende außerordentlich gut. Dann hat es aber Richtung „Auflösung“ an Glaubhaftigkeit für mich persönlich verloren. Vorsicht Spoiler: 4 ungewollte Schwangerschaften innerhalb eines Familienclans sind mir dann doch zu heftig. Auch das zufällige Treffen „X trifft Y“ in Neuseeland und übergibt das Baby, finde ich etwas an den Haaren herbeigezogen. Da wäre für meinen Geschmack etwas weniger mehr gewesen. Nichtsdestotrotz hat mir das Buch, bis auf die beiden eben erwähnten „Kleinigkeiten“, hervorragend gefallen. Und ich fand es faszinierend, wie durch Prägung und gelebte Praxis, das Drama „ungewollte Schwangerschaft“ so eine gewaltige Auswirkung für die Familie hatte.
Ja, da hast du recht. Das ähnelt ein wenig zu sehr einer TV-Soap wo nach 3 Staffeln dann schon jeder mit jedem etwas hatte - sowas passiert im echten Leben nicht. Aber es ist immer die Frage, ob den ein Roman, dass er "gut" ist auch hundertprozentig glaubwürdig und realistisch sein muss. Das kommt wahrscheinlich auch immer auf den Leser und dessen Erwartungen an. Ich persönlich mag es auch lieber realistischer.
Viv29
Mitglied seit 22.01.2019
Veröffentlicht am 18.02.2021 um 19:22 Uhr
Zitat von Lilofee
Rückblickend gesehen ist in meinen Augen vieles konstruiert, unglaubwürdig und vorhersehbar.
Das finde ich sehr schade den das potenzial war ja da.
Ja. Sehr schade. Vielleicht hätten weniger Themen etwas mehr Zeit und Sorgfalt gelassen, um die Geschichte glaubwürdiger und nachvollziehbarer zu erzählen. Mir wäre das lieber gewesen.
Bibliomarie
Mitglied seit 17.07.2016
Kein Schiff nimmt uns mit ins Weite wie ein Buch. Emily Dickinson
Veröffentlicht am 18.02.2021 um 20:18 Uhr
Ich muss gestehen, dass ich mir nach einigen Tagen Lesepause mit dem letzten Abschnitt etwas schwer getan habe.
Es gab viele Ent- und Verwicklungen. Wanda wurde gerettet, ist aber nie mehr nach Juist zurückgekehrt und hat in Neuseeland ein neues Leben angefangen. Ihr Adoptivkind ist ihre eigene Nichte. Warum wurde darum so ein Geheimnis gemacht? Wollte das Marijke?
Adda liebt nun seit 30 Jahren still ihren Onno, ohne es ihm zu sagen oder gar den Versuch zu machen, es auszuleben. Still lebt sie an Eduards Seite und verkümmert immer mehr. Das scheint mir unglaubwürdig.
Und Johanne? Die hat in den Jahren Vermögenswerte aus der DDR in den Westen geschafft, dazu brauchte sie Hilfe, klar und Eduard wollte eine Belohnung. Ob Johanne von Anfang an ihre Tochter mit ihm verkuppeln wollte oder ob die Gelegenheit durch die Schwangerschaft günstig war, ist mir nicht klar geworden.
Aber die Schlussszene gefiel mir. Der MP schaut befremdet auf die leere Stuhlreihe der Familie und Eduard ist erschüttert. Niemand hört sich Lobrede auf ihn an.
Seine Zeit ist abgelaufen.
Bibliomarie
Mitglied seit 17.07.2016
Kein Schiff nimmt uns mit ins Weite wie ein Buch. Emily Dickinson
Veröffentlicht am 18.02.2021 um 20:21 Uhr
Zitat von Schneerose
Ich gebe dir recht, die Familie ist mehr als verkorkst.
Immer schön alles unter den Teppich gekehrt, schon Quasi eine Vogel-Strauß-Politik. Kopf in den Sand
stecken, nichts mehr hören und sehen.
Schrecklich, wie alle darunter litten. Adda und ihre Töchter wurden doch immer belogen. Für Johanne kann ich keine Sympathie mehr empfinden. Es ist eine beliebte, aber billige Ausrede, "das habe ich alles für euch gemacht".
Bibliomarie
Mitglied seit 17.07.2016
Kein Schiff nimmt uns mit ins Weite wie ein Buch. Emily Dickinson
Veröffentlicht am 18.02.2021 um 20:22 Uhr
Zitat von Lilofee
Ich sehe Eduard alleine in dem Hotel, Johanne an seiner Seite. Schad ihm gar nichts. Jedem so wie er es verdient
Ganz genau und weil er so von sich überzeugt ist, wird das Hotel in einigen Jahren Geschichte sein.
Bibliomarie
Mitglied seit 17.07.2016
Kein Schiff nimmt uns mit ins Weite wie ein Buch. Emily Dickinson
Veröffentlicht am 18.02.2021 um 20:23 Uhr
Zitat von Buchwurm
Ich bin immer noch zweigeteilt. Gestern habe ich das Buch ausgelesen und nun bis heute sacken lassen. Einerseits hat es mir sehr gut gefallen und ich habe es gern gelesen. Die Spannung war, gerade im letzten Teil, viel vorhanden und ich wollte auch zu jedem Moment wissen, wie es weiter geht. Und doch lässt mich das Ende und die ganze, nun endlich aufgelöste, Geschichte irgendwie unzufrieden zurück. Ich bin niemand, der ein Buch auf 100 % Glaubhaftigkeit und Echtheit abtastet und der alles realitätsgetreu braucht, doch am Ende hatte ich bei einigen Fügungen, doch so meine Probleme.
Du bringst es auf den Punkt. Mir geht es ähnlich. Ich habe es gern gelesen, fand es auch unterhaltsam und spannend. Aber man musste schon über viel Unglaubwürdiges hinwegsehen.
Bibliomarie
Mitglied seit 17.07.2016
Kein Schiff nimmt uns mit ins Weite wie ein Buch. Emily Dickinson
Veröffentlicht am 18.02.2021 um 20:24 Uhr
Zitat von Nordwind
Wäre sie aufrichtig gewesen, so hätte sie den Mörder von Okke der gerechten Strafe zugeführt und sich nicht ihr Schweigen mit der Übereignung des Hotels bezahlen lassen.
Das ist auch so ein Punkt. Mit ihrem Schweigen hat sie sich mitschuldig gemacht.
Bibliomarie
Mitglied seit 17.07.2016
Kein Schiff nimmt uns mit ins Weite wie ein Buch. Emily Dickinson
Veröffentlicht am 18.02.2021 um 20:26 Uhr
Zitat von Viv29
Dann die Schwangerschaften. Wanda wird ungewollt schwanger und Marijke auch gleich. Vier ungewollte Schwangerschaften in drei Generationen, davon die letzten beiden zu Zeiten, in denen das leichter vermeidbar war. Ich war schon fast überrascht, dass Helen nicht auch noch schnell ungewollt schwanger wurde …
Bei Johanne konnte ich es nachvollziehen, bei Adda und Wanda schon etwas weniger und bei Marijke war es völlig unglaubwürdig.
Bibliomarie
Mitglied seit 17.07.2016
Kein Schiff nimmt uns mit ins Weite wie ein Buch. Emily Dickinson
Veröffentlicht am 18.02.2021 um 20:28 Uhr
Lilofee schrieb am 15.02.2021 um 18:54 Uhr
Mir hat auch einiges nicht gefallen.
Z.B. Johanne sagt sie hat Okke geopfert, um Gustav zu retten.
Sie hat Adda geopfert um Okke zu retten. Zumindest sein Vermächtnis. Das Hotel.
Sie hat Adda noch mal geopfert, um Eduard zu retten. Denn der ist ja unter falschen Namen hier abgetaucht,
Johanne hat im Grunde genommen nur für andere gelebt und sieht sich immer nur als ein Mensch der geopfert hat.
Sie nahm sich das Recht, das Leben der Menschen um sie herum nach ihren Wünschen zu planen und die Rechtfertigung, dass sie alles nur für ihre Familie, ihre Kinder gemacht hat, ist billig.
Sie hat es für sich selbst gemacht.