Leserunde zu "Die vier Gezeiten" von Anne Prettin

Ein Roman, so kraftvoll und mitreißend wie Ebbe und Flut
Cover-Bild Die vier Gezeiten
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Anne Prettin (Autor)

Die vier Gezeiten

Roman

Die Kießlings gehören zu Juist wie die Gezeiten. Als Patriarch Eduard das Bundesverdienstkreuz erhält, kommen sie alle zusammen: Eduards Frau Adda, die drei Töchter, sowie Großmutter Johanne. Doch in die Generalprobe platzt Helen aus Neuseeland, die behauptet, mit der Sippe verwandt zu sein. Und tatsächlich: Sie ist Adda wie aus dem Gesicht geschnitten. Gemeinsam gehen sie dem Rätsel ihrer Herkunft nach. Denn Adda ahnt: Der Schlüssel zur Wahrheit liegt im familieneigenen Hotel de Tiden, dort, wo vor 75 Jahren alles begann.

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 28.12.2020 - 17.01.2021
  2. Lesen 01.02.2021 - 21.02.2021
  3. Rezensieren 22.02.2021 - 07.03.2021

Bereits beendet

Schlagworte

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Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Abschnitt 2, KW 6, Seite 164 bis 315, inkl. Kapitel 19

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Langeweile

Mitglied seit 28.10.2018

Je mehr ,je lieber.

Veröffentlicht am 08.02.2021 um 09:41 Uhr

Im zweiten Abschnitt geht es sehr spannend weiter. Es ist gut, dass Johanne einige klare Momente hat, so erfahren ihre Tochter und natürlich wir als Leserinnen wichtige Details aus ihrer Vergangenheit.
Das Thema „Ungewollte Schwangerschaft“ ist in dieser Familie irgendwie verankert. Ich dachte mehr als einmal beim Lesen, wie gut es ist, dass man heute damit anders umgeht. Durch die Ächtung der Gesellschaft, ist damals viel Leid über die Frauen gekommen.
Ich glaube inzwischen immer weniger, dass Wanda tot ist, warum kann ich noch nicht so genau definieren. Mal sehen,ob ich mit meiner Vermutung richtigliege.
In der „braunen“ Vergangenheit ist sehr viel Leid geschehen.Wie schlimm muß es für Wilhelm gewesen sein,sich sein ganzes Leben schuldig am Schicksal von Gustav zu fühlen.
Warum Adda zu so einer harten Frau geworden ist, wird auch klarer.
Es fällt mir schwer, das Buch zur Seite zu legen und mich bis zur nächsten Woche zu gedulden.
Ich bin gespannt auf weitere Eindrücke meiner Mitleserinnen.

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westeraccum

Mitglied seit 02.05.2016

Veröffentlicht am 08.02.2021 um 10:25 Uhr

Ich habe gestern noch etwa 100 Seiten vom zweiten Leseabschnitt gelesen und konnte mich kaum bremsen. Das wird noch richtig spannend.
Man versteht inzwischen die Zusammenhänge besser, weil man Einiges über die Vergangenheit der Hauptfiguren erfährt. Aber ich will nicht zu viel verraten...
Ärgerlich finde ich nur so ein paar Kleinigkeiten "Marquise" statt "Markise" und ähnliche Schnitzer. ich hoffe das wird in dem endgültigen Buch noch bereinigt.

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Suzi

Mitglied seit 02.02.2018

In Büchern liegt die Seele aller gewesenen Zeit. (Thomas Carlyle)..

Veröffentlicht am 08.02.2021 um 11:17 Uhr

Es war Verzweiflung, und dennoch mutig von Wilhelm Johanne von seinem "Streich" zu erzählen, der für seinen Freund Gustav und zahlreiche weitere Juden so schlimme Auswirkungen hatte. Obwohl jeder andere Anlass oder auch nichts Grund genug gewesen wäre, diese Hexenjagd zu eröffnen, ist es verständlich das Wilhelm sich schuldig fühlt. Umso erstaunlicher ist es von Johanne, ihn zu heiraten, auch wenn sie in der Notlage ist, einen Vater für ihr Kind zu suchen..

Und dann wiederholt sich mit Adda die Geschichte. So ganz verstehe ich jedoch nicht, warum Adda Eduard so einen Hass (nein Hass sagt sie selbst ist es nicht), eher Ablehnung entgegen bringt - nur weil er sich mit ihrer Mutter (besser) versteht und seinen Platz auf der Insel gefunden hat? Wegen seiner Art und das er geworden ist, wie er ist?
Das man Liebe nicht erzwingen kann ist klar, ich hatte jedoch irgendwie gehofft, das sich beide besser arangieren, zumal es auch weitere Kinder gibt.
Aber das hat auch Johanne erkannt, Adda hat ihm nie eine Chance gegeben. Meiner Meinung nach hadert sie zuviel mit dem, was hätte gewesen sein können. Selbst ihre jüngste Tochter hat dies schon angesprochen. Adda ist mit der Situation unzufrieden und fand/findet jedoch nicht den Mut etwas zu ändern.

Mir gefällt es endlich auch mehr von Wanda zu lesen, machte sie sich bisher eher - bis auf die Einleitung mit dem geplanten Freitod - doch recht rar in dieser Geschichte. Mit ihrer widerspenstigen Art macht sie es (unbewusst?) Eduard noch schwerer sie zu tolerieren, das sie nicht seine Tochter ist.

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Suzi

Mitglied seit 02.02.2018

In Büchern liegt die Seele aller gewesenen Zeit. (Thomas Carlyle)..

Veröffentlicht am 08.02.2021 um 11:17 Uhr

Zitat von Langeweile

Das Thema „Ungewollte Schwangerschaft“ ist in dieser Familie irgendwie verankert. Ich dachte mehr als einmal beim Lesen, wie gut es ist, dass man heute damit anders umgeht. Durch die Ächtung der Gesellschaft, ist damals viel Leid über die Frauen gekommen



Da gebe ich dir völlig recht!

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Suzi

Mitglied seit 02.02.2018

In Büchern liegt die Seele aller gewesenen Zeit. (Thomas Carlyle)..

Veröffentlicht am 08.02.2021 um 11:18 Uhr

Zitat von Langeweile

Es fällt mir schwer, das Buch zur Seite zu legen und mich bis zur nächsten Woche zu gedulden.



dito )

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Webervogel

Mitglied seit 15.01.2017

Veröffentlicht am 08.02.2021 um 12:21 Uhr

Zitat von Langeweile

Ich glaube inzwischen immer weniger, dass Wanda tot ist, warum kann ich noch nicht so genau definieren. Mal sehen,ob ich mit meiner Vermutung richtigliege.



Ja, vielleicht hat Wanda ihren Tod nur vorgetäuscht - allerdings scheint sie sehr verzweifelt und entschlossen gewesen zu sein, als sie ihren Tagebucheintrag vom Anfang des Buches geschrieben hat. Und ihr Tagebuch hat sie vermutlich nicht belogen, zudem sie es auch noch versteckt hat. Aber vielleicht ist in der Nacht etwas geschehen, das sie gerettet hat. Und nachdem dem Ganzen ein Riesenstreit mit Eduard vorangegangen war (vielleicht hat er ihr gesagt, dass sie gar nicht seine leibliche Tochter ist?) und sie offensichtlich auch schweren Liebeskummer hatte, hat sie sich vielleicht aus diesen Gründen nie wieder bei ihrer Familie gemeldet - obwohl sie noch lebt.

Zitat von Langeweile

Warum Adda zu so einer harten Frau geworden ist, wird auch klarer.



Hmmm, meinst Du Adda oder Johanne? Adda ist für mich keine harte Frau ...

Zitat von Suzi

Aber das hat auch Johanne erkannt, Adda hat ihm nie eine Chance gegeben. Meiner Meinung nach hadert sie zuviel mit dem, was hätte gewesen sein können. Selbst ihre jüngste Tochter hat dies schon angesprochen.



Ja, es ist schon schade, dass Adda mit Eduard kein Glück gefunden hat, obwohl dieser sie tatsächlich zu lieben scheint. Aber sie war ja quasi gezwungen, ihn zu heiraten, wenn sie das Kind behalten wollte - Johanne hat sie ja vor die Wahl gestellt, Heirat oder das Baby zur Adoption freigeben, und Adda war ja auch noch minderjährig. Sie hatte keine Chance und ganz andere Pläne für ihr Leben, das muss ein wahnsinniges Ohnmachtsgefühl gewesen sein und vielleicht kommt man darüber nicht hinweg. Allerdings habe ich nicht ganz verstanden, wieso sie nicht stattdessen Onne geheiratet hat.

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Webervogel

Mitglied seit 15.01.2017

Veröffentlicht am 08.02.2021 um 12:34 Uhr

Ganz schön dramatisch, das alles! Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll ... vielleicht bei Johanne. Eine erfreuliche Überraschung war, dass sie sich wirklich noch in Wilhelm verliebt hat und mit ihm glücklich wurde. Um so weniger verstehe ich allerdings, wie sie ihre Kinder so unterschiedlich behandeln konnte und so hart zu ihrer Tochter war. Noch dazu, nachdem sie selbst ja anscheinend eine sehr liebevolle Mutter hatte. Und Wanda war sie dann wieder eine liebevolle Oma. So richtig stimmig finde ich die Figur der Johanne nach wie vor nicht.

Auf Addas angedeutete Geheimnisse bin ich sehr gespannt. Ich kann mir noch gar keinen Reim darauf machen, was da noch kommt.

Tja, und die Schwestern ... Theda verhält sich Helen gegenüber schon etwas seltsam, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie deren Mutter ist. Da habe ich mich schon sehr auf Wanda eingeschossen und hoffe, dass die noch lebt. Was mir gerade einfällt: Vielleicht weiss Adda doch mehr über den Verbleib ihrer ältesten Tochter? Das wäre mal ein sehr großes Geheimnis ...

Die Beziehung zwischen Adda und Eduard ist wirklich seltsam. Sie haben ja anscheinend seit Marijkes Geburt getrennte Betten, also seit über 40 Jahren ... und trotzdem liebt er sie nach wie vor und steckt sich ihre vermeintliche Lieblingsblume an? Dass er ihre Ideen zum Hotel gar nicht hören will, verstehe ich nicht, auch wenn er gekränkt ist. Ich denke, darüber hätten sich die beiden annähern können und ein Problem mit starken Frauen hat er ja eigentlich nicht, nachdem er mit Johanne ja ewig so bestens zusammengearbeitet hat.

Also, es gibt noch viel aufzuklären und ich bin gespannt, was alles noch enthüllt wird - auch über Gustavs Verbleib. Oh, und ob Joost wohl an Aids gestorben ist? Na ja, jetzt beginne ich erst einmal ein anderes Buch, bis zum nächsten Leseabschnitt ist ja leider noch viel Zeit.

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Lilofee

Mitglied seit 03.05.2016

eine leben ohne bücher ist möglich aber völlig sinnlos ;)

Veröffentlicht am 08.02.2021 um 12:38 Uhr

Zitat von Webervogel

Noch dazu, nachdem sie selbst ja anscheinend eine sehr liebevolle Mutter hatte. Und Wanda war sie dann wieder eine liebevolle Oma. So richtig stimmig finde ich die Figur der Johanne nach wie vor nicht.



Du darfst nicht vergessen das Johanne von ihrer Mutter verlassen wurde, das sie mit ihrem Vater zurückbleiben musste.

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Viv29

Mitglied seit 22.01.2019

Veröffentlicht am 08.02.2021 um 12:39 Uhr

Nun, da mir die Charaktere vertrauter sind, sind die Rückblicke auch weniger verwirrend und ich finde mich in der Vielzahl der Personen zurecht. Das ist vom Lesegefühl her viel angenehmer und weiterhin genieße ich die so gekonnt geschilderte Inselatmosphäre. Etwas schade finde ich, daß das Buch in mancher Hinsicht so konventionelle Erzählwege geht, so wie bei Addas Schwangerschaft, die ja fast alle hier auch schon gleich vorhergesehen haben, weil es so überbenutzt ist. Und Johanne ist also auch direkt schwanger geworden. Mir gefällt das Buch gut, aber ich hatte mir nach der Leseprobe doch eine etwas, originellere Geschichte erwartet.

Helen, der Aufhänger, spielt auch leider immer noch eher ein Randrolle, wandert herum und stellt überall ähnliche Fragen. Ich bin sehr gespannt, wie sich das Geheimnis um ihre Herkunft aufklären wird. Es wäre schon sehr seltsam, wenn eine der drei anwesenden Schwester ihre Mutter wäre und sich nun so verhält, als ob nichts gewesen wäre. Das wäre schon grausam. Es ist gut dargestellt, wie Helen sich die Fotos der Adda-Töchter so genau betrachtet, nach Zeichen einer Schwangerschaft sucht.

Wir erfahren ein wenig mehr von Frauke, was ich interessant fand, die Schwestern waren bisher etwas blass und klischeehaft, aber nun scheinen wir sie nach und nach kennenzulernen und es gibt auch ein paar Bausteine zu Addas Leben nach der Hochzeit. Das Erzähltempo ist in diesem Abschnitt sehr geruhsam, viele Beschreibungen, viele allgemeine Gespächsteile, einige Wiederholungen, viel Introspektion. Das war mir manchmal ein wenig zu langsam, auch sind ausführliche Geburtsschilderungen, Kleinkinderunterhaltungen und Kindertagebucheinträge generell nicht mein Fall, was aber natürlich nicht am Buch liegt. Etwas weniger Wiederholungen und Langgezogenes hätte aber meines Erachtens nicht geschadet.

Das Weihnachtsfest 1956 fand ich richtig herrlich geschildert, es klang so kuschlig und hatte etwas Liebevolles. Man spürt die Wirtschaftswundergemütlichkeit absolut. Onnos und Addas Freundschaft finde ebenfalls herrlich. Und dieser Satz war toll: "Es ist, als hätte ihr Kummer Onno an sein Versprechen erinnert, das er ihr am Tag ihrer ersten Begegnung gegeben hatte: als der Ältere dafür sorgen, dass sie nicht untergeht." Dagegen mußte ich bei Eduards "Nun lass mich dich retten" ziemlich zusammenzucken. Sobald es um Liebe geht, wird der Schreibstil immer etwas schwülstig. - Adda verstehe ich nicht wirklich. Sie spricht von ihrer Liebe zu Jan, als ob sie seit Jahren tief verbunden gewesen wären. Angesichts der Tatsache, dass es letztlich ein Sommerflirt war, der sich rein von der kurzen Dauer her nicht so tief entwickeln konnte, kann ich das nicht nachvollziehen. Daß Adda auch noch nach Jahren so empfindet, fand ich übertrieben. Auch daß sie lieber Eduard als Onno heiratet, fand ich nicht nachvollziehbar. Aber ich verstehe Adda ohnehin nicht.

Interessant die Beziehung zwischen Eduard und Johanne. Sie wirken sehr wie ein Ehepaar, das war sogar in der ersten Szene mit der Familie für mich ein wenig so. Adda ist die manchmal lästige Beigabe. Auch wenn Johanne beim Pizzaessen am Flughafen ausführlich beteuert, wie sehr Eduard Adda lieben würde - ich habe den Eindruck nicht. Er scheint den Rückzugsort Juist und das auf dem Silbertablett mit der Ehe servierte Hotel zu lieben.

So ganz verstehe ich noch nicht, warum Helens Auftreten Johanne nicht nur geistig in die Lage versetzt, sich zu erinnern, sondern sie auch nach Jahrzehnten des Schweigens plötzlich dazu willens macht. Vielleicht wird das noch aufgeklärt.

Interessant wird auch die Verbindung des Jadesteins, den Onno Wanda geschenkt hat und von dem auch Helen ein Exemplar trägt. Gut, das kann Zufall sein, Helen erwähnte ja, daß ihn in Neuseeland alle möglichen Leute tragen, aber das wäre schon ein sehr großer Zufall und dann wohl nicht so ausführlich geschildert.

Okkes Prinzip der Mitmenschlichkeit (S. 249), "Ich könnte er sein und er könnte du sein" gefällt mir sehr gut. Das war überhaupt ein interessanter Ausgang der Geschiche mit Gustav.

Nun werden im letzten Teil hoffentlich viele Fragen geklärt und das Tempo zieht wieder ein wenig an.

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Viv29

Mitglied seit 22.01.2019

Veröffentlicht am 08.02.2021 um 12:41 Uhr

Zitat von Webervogel

Ja, vielleicht hat Wanda ihren Tod nur vorgetäuscht - allerdings scheint sie sehr verzweifelt und entschlossen gewesen zu sein, als sie ihren Tagebucheintrag vom Anfang des Buches geschrieben hat. Und ihr Tagebuch hat sie vermutlich nicht belogen, zudem sie es auch noch versteckt hat.



Eben. Warum sollte sie es verstecken, wenn sie darin extra etwas geschrieben hat, das ihren Tod vortäuschen soll. Auf mich wirkt der Eintrag auch echt.