Leserunde zu "Wären wir Vögel am Himmel" von Erin Litteken

Von der Kraft, die Hoffnung nicht zu verlieren
Cover-Bild Wären wir Vögel am Himmel
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Erin Litteken (Autor)

Wären wir Vögel am Himmel

Roman. Eine bewegende, persönliche Reise in die ukrainische Geschichte. Von der Autorin von DENK ICH AN KIEW

Rainer Schumacher (Übersetzer)

Von der Kraft, die Hoffnung nicht zu verlieren und immer wieder neu anzufangen - eine bewegende, persönliche Reise in die ukrainische Geschichte

Sommer 1941. Wann immer sie kann, beobachtet Lilija die Vögel am Himmel. So frei zu sein, so unbeschwert! Ihr selbst ist beides nicht vergönnt, denn es herrscht Krieg, und die Wehrmacht rückt nun auch in der Ukraine vor. Wo bis vor Kurzem Stalins Handlanger für Schrecken sorgten, verbreiten jetzt die Deutschen Angst und Terror. Sie brauchen Arbeiter für ihre Felder, ihre Waffenfabriken. Auch Lilija, ihr Cousin Slavko und die erst zwölfjährige Halya finden sich unversehens mit Dutzenden anderen Ukrainern in einem Viehwagon nach Leipzig wieder. Wird ihre Kraft ausreichen, Angst und Qualen zu überstehen und den Krieg zu überleben? Werden sie ihre Familie wiedersehen?

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 26.02.2024 - 17.03.2024
  2. Lesen 08.04.2024 - 28.04.2024
  3. Rezensieren 29.04.2024 - 12.05.2024

Bereits beendet

Schlagworte

Ukraine Zweiter Weltkrieg Verschleppung Zwangsarbeit Dresden Leipzig Displaced Persons Hoffnung Liebe spannend bewegend Denk ich an Kiew Überleben Stalin rote Armee Wehrmacht Freiheit Befreiung Überleben in schwierigen Zeiten Literarische Unterhaltung

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 29.04.2024

Gegen das Vergessen

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"Wären wir Vögel am Himmel" von Erin Litteken ist eine bewegende Erzählung, die die Kraft der Hoffnung inmitten von Not und Elend einfängt. Das Buch öffnet die Tür zu einem Kapitel, das für viele Leser ...

"Wären wir Vögel am Himmel" von Erin Litteken ist eine bewegende Erzählung, die die Kraft der Hoffnung inmitten von Not und Elend einfängt. Das Buch öffnet die Tür zu einem Kapitel, das für viele Leser vielleicht bisher im Dunkeln lag, und präsentiert eine persönliche Reise durch eine Zeit voller Herausforderungen und menschlicher Stärke.

Die vielschichtige Handlung erfordert etwas Mühe, die Zusammenhänge zwischen den Personen und Situationen nachzuvollziehen. Im Roman steht nicht die Politik im Vordergrund, sondern die individuellen Erfahrungen und Tragödien, die von Gewalt, Verlust und Hunger geprägt sind. Trotzdem strahlt aus jeder Seite ein unübersehbarer Kampfgeist und Überlebenswille.

Durch die Perspektive der fiktiven Figuren erhält der Leser einen tiefen Einblick in die Hoffnungen und Enttäuschungen, die das Leben in dieser Zeit prägten. Die Beschreibung der Verhältnisse und die Darstellung der individuellen Schicksale lassen den Leser die Komplexität und Tragik der ukrainischen Geschichte besser verstehen.

Insgesamt ist "Wären wir Vögel am Himmel" ein Roman, der die grausamen und unmenschlichen Verhältnisse des Krieges zeigt und dazu beiträgt, die aktuellen Geschehnisse in der Ukraine und anderen Krisengebieten besser zu verstehen.

Mir persönlich waren die vielen Gewalttätigkeiten und Schreckensszenen zu viel und verhinderten, dass ich mich für das Buch begeistern konnte.

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Veröffentlicht am 29.04.2024

Interessanter Roman

1

Ein einfühlsamer Roman mit einem sehr interessanten Vorwort. Ich wusste bisher eher wenig von der ukrainischen Geschichte, daher war es für mich sehr spannend mehr darüber zu erfahren.

Am Anfang hatte ...

Ein einfühlsamer Roman mit einem sehr interessanten Vorwort. Ich wusste bisher eher wenig von der ukrainischen Geschichte, daher war es für mich sehr spannend mehr darüber zu erfahren.

Am Anfang hatte ich so meine Probleme in die Geschichte reinzukommen, so viele Namen und Verstrickungen, musste sich alles erstmal setzen. Der Roman wird dann aus der Sicht von den 3 Protagonisten erzählt. Hier geht’s eher um die einzelnen Schicksale als um die Politik und das Geschehen drumrum. Wie erwartet sind die Schicksale sehr tragisch und unheimlich traurig. Sie erleben viel Gewalt, Verlust, Hunger und doch ist da immer ganz viel Kampfgeist und Überlebenswille. Die Protagonisten sind mir schnell ans Herz gewachsen, vor allem Slavko mit seiner frechen Art und Lilija mit ihrer Liebe für Kunst.

Zum Ende hin wirkten manche Abschnitte für mich leider doch etwas zu konstruiert. Da passte dann zu viel zusammen.

Insgesamt ein lesenswerter Roman.

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Veröffentlicht am 29.04.2024

Durchwachsen

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Der Roman beginnt in der Ukraine im Jahr 1938. Lilija, eine Teenagerin und Waise wird von ihrem Onkel und ihrer Tante aufgenommen und zählt zur Familie. Eines Tages soll sie mit ihrer besten Freundin Nina ...

Der Roman beginnt in der Ukraine im Jahr 1938. Lilija, eine Teenagerin und Waise wird von ihrem Onkel und ihrer Tante aufgenommen und zählt zur Familie. Eines Tages soll sie mit ihrer besten Freundin Nina und einem weiteren Jungen aus ihrem neuen Umkreis in den Zug nach Deutschland steigen, um dort als Ostarbeiter in einer Fabrik zu arbeiten... Als die ganze Lage auch für ihren Onkel und ihre Tante immer brisanter wird, brechen sie auf, um die Familie wieder zusammenzuführen...

Trotz des schweren Themas ist der Roman leicht zu lesen. Erschreckende Tatsachen werden abgehandelt und aufgedeckt. Sehr erschütternd, wenn man bedenkt, dass Litteken hier die Erinnerungen ihrer Vorfahren eingebaut hat. An viele Details hätte ich nie gedacht und so detailliert war der Geschichtsunterricht bei mir nie besprochen worden. Gegen Ende gab es für mich allerdings zu viele Zufälle und Happy Ends, sodass dem Roman für mich viel Glaubwürdigkeit, Dramatik, Zerriss und Tragik gestohlen wurde. Daher wirkte der Roman tatsächlich wenig in mir nach. Er rührte mich nicht zu Tränen oder war emotionsgeladen. In meinen Augen hatte der Roman definitiv in den ersten zwei Dritteln Potenzial, aber letztlich kann es nicht mit der realen Katastrophe und den wahren Ausmaßen gleichgesetzt werden.

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Veröffentlicht am 29.04.2024

Ein Buch gegen das Vergessen, dem es durch den Schwerpunkt auf der Aneinanderreihung von Gewalttaten an einer lebendigen und abwechslungsreichen Handlung fehlt.

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In Europa herrscht Krieg. Die Deutschen marschieren im Rahmen ihrer Osteroberungen Richtung Ukraine. Nachdem die Menschen dort bereits schreckliches Leid durch die Sowjets erfahren mussten, hungerten und ...

In Europa herrscht Krieg. Die Deutschen marschieren im Rahmen ihrer Osteroberungen Richtung Ukraine. Nachdem die Menschen dort bereits schreckliches Leid durch die Sowjets erfahren mussten, hungerten und zahlreiche Familienangehörige verloren haben, hoffen sie, dass die Deutschen sie von der Roten Armee schützen. Tatsächlich bringen die Deutschen keine Sicherheit - ganz im Gegenteil. Sie rekrutieren Zwangsarbeiter und verbringen bereits Kinder in den Westen, um dort zu arbeiten und die Kriegsmaschinerie zu unterstützen.

Vika lebt um Angst um ihre Kinder und muss zusehen, wie ihr ältester Sohn Slavko und ihre Nichte Lilija verschleppt werden. Lilija hat bereits so viele Verluste erlebt, dass sie hofft, wenigstens auf Slavko aufpassen zu können. Auf ihrem Transport nach Deutschland lernen die beiden die 11-jährige Halya kennen. Die drei freunden sich an und versuchen sich gegenseitig, Trost zu spenden und Halt zu geben, ist die Situation und das Ausgeliefertsein an das deutsche Regime auch noch so zermürbend und gefährlich.

"Wären wir Vögel am Himmel" ist eine Geschichte über Krieg und Verlust, über Angst und Gewalt und wie die Menschen in dunkelsten Zeiten zusammenhalten und Liebe und Freundschaft finden können.

Der Roman, in dem die Autorin Teile ihrer eigenen Familiengeschichte verarbeitet, handelt von 1941 bis 1949 und wird aus wechselnden Perspektiven der drei weiblichen Hauptfiguren erzählt. Vor dem Hintergrund des andauernden Konflikts in der Ukraine ist es erschütternd zu lesen, wie viel Leid das ukrainische Volk bereits erfahren musste. Es ist ein umkämpftes Land, in dem sich die Zivilbevölkerung nie wirklich sicher sein konnte. Russen, Polen, Deutsche - alle wollten ein Teil des Kuchens haben und sind mit unfassbarer Gewalt gegen die Menschen vorgegangen. Durch den Roman erhält man den Eindruck, dass keine Familie verschont geblieben ist und dass die Überlebenden über die Jahre hinweg mit so vielen Verlusten umgehen mussten und andauernd in Angst und Schrecken um sich und ihre Angehörigen leben mussten.

Das Buch beschreibt die Gräueltaten nicht im Detail, aber zwischen den Zeilen kann man die Folter begreifen. Neben dem körperlichen Leid ist auch das seelische Leid kaum zu begreifen.

In den Roman wird so ziemlich alles hineingepackt, was ein Osteuropäer während des Zweiten Weltkriegs hatte erleben können. In der Geschichte reiht sich eine Gewalttat an die andere. Die Wege sind von Leichen gepflastert. Das ist mit der Zeit etwas ermüdend, auch wenn Mitgefühl geschürt wird. Die Charakterzeichnung und die Rahmenhandlung bleiben damit oberflächlich. Den Figuren - auch wenn man noch so viel mit ihnen leidet und sich über jeden Funken Hoffnung freut - wird zu wenig Leben eingehaucht. Sie bleiben Statisten in einer Geschichte über Gewalt und Verlust.

Politische Zusammenhänge werden nicht erläutert, wer aus welchem Grund an der Ukraine zerrt bleibt genauso unerwähnt, wie das politische System und etwaige Machthaber in der Ukraine selbst. Dass es einen Widerstand wird eingangs erwähnt, aber keine Ausführungen dazu gemacht, was dadurch bewirkt wird. In die Handlung wurden insgesamt zu viele Aspekte integriert, aber nicht weitergehend ausgeführt.

"Wären wir Vögel am Himmel" ist ein Buch gegen das Vergessen, dem es durch die Aneinanderreihung von Gewalttaten an einer lebendigen und abwechslungsreichen Handlung fehlt. Trotz einiger positiver Aspekte wie dem Zusammenhalt der Figuren, ihrem Mut, ihrer Fähigkeit, nicht aufzugeben und der Hilfsbereitschaft, denen ihnen immer wieder zuteil wird, ermüdet das Buch mit seiner Einseitigkeit, mangelnder Tiefe und kann nicht so berühren und mitreißen, wie erhofft. Das Ende ist dann fast schon ein wenig kitschig und von sehr viel Glück und Zufällen geprägt.

Durch das Nachwort der Autorin ist sehr gut nachvollziehbar, dass es ihr ein Anliegen war, ihre Familiengeschichte niederzuschreiben bzw. sich von ihr zu diesem Roman inspirieren zu lassen und ihren starken Vorfahren ein Denkmal zu setzen. Man kann der Ukraine nur wünschen, dass sie bald Frieden finden wird und die Menschen dort dauerhaft ohne Angst in Freiheit leben können.

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