„Zu leben ist eine Entscheidung.“ - Erin Littekens Roman: „ Wären wir Vögel am Himmel“
„Wären wir Vögel am Himmel von Erin Litteken“ ist ein Roman, der in der Ukraine spielt, zur Zeit des zweiten Weltkrieges. Nach der sowjetischen Besatzung unter Stalin wird die deutsche Besatzung teilweise ...
„Wären wir Vögel am Himmel von Erin Litteken“ ist ein Roman, der in der Ukraine spielt, zur Zeit des zweiten Weltkrieges. Nach der sowjetischen Besatzung unter Stalin wird die deutsche Besatzung teilweise noch als Besserung angesehen. In Wolhynien und in Kiew gibt es junge Menschen, die mit ihren Eltern um ihre Zukunft bangen. Sie haben Träume. Lilijla in Wolhynien träumt davon, vielleicht Biologie und Kunst zu studieren. Sie beobachtet Vögel und malt gerne. Halya in Kiew, wächst behütet von ihren Eltern auf und liest Gedichte von Lesja Ukrainka, der Ukrainischen Nationaldichterin. Die Poesie tröstet sie, die nach ihrer Identität sucht und von ihrem Vater versichert bekommt, dass sie ihrer leiblichen Mutter sehr ähnlich sehe. Halya und Lilija lernen sich kennen, als sie von ihren Familien gewaltsam getrennt, von den Deutschen abgeholt werden und als Ostarbeiter in den Westen versendet werden. Sie sitzen im Zug nach Leipzig. Lilija ist in Begleitung von ihrem Vetter Slavko. In Wolhynien wurde unterdessen Maxim, Lilijas Onkel, zum Dorfvorsteher gewählt. Aber seiner Familie, seiner Frau Vika sowie den Kindern Sofia, Nadja und Bohdan, bleibt bald darauf keine andere Wahl, als die Heimat auch zu verlassen und in den Westen zu fliehen. Die Deutschen rücken immer näher und machen die Dörfer dem Erdboden gleich. Eine Postkarte von Slavko hatte die Familie vorher noch über seine und Lilijas Ankunft in Leipzig informiert. „Perfekt“, “sagte er (Maxim), nachdem er die Karte gelesen hatte. „Jetzt haben wir eine Adresse. Wir werden ihnen schreiben; dass wir kommen.“ (S.203)
Es beginnt eine Odyssee, die bis zum Ende des Krieges dauert. In einem Camp für "Displaced Persons" in Süddeutschland begegnen sie sich schließlich wieder. Die Auflösungserscheinungen am Ende des zweiten Weltkrieges werden beschrieben. Teilweise ist es ein Chaos und auch Anarchie, die herrschen und bei der Lektüre zu spüren sind. Grausam ist die Schilderung, wie die Jugendlichen die Zerstörung Dresdens 1945 miterleben müssen. Die Autorin Erin Litteken hat selber Vorfahren aus der Ukraine. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in Illionois, U.S.A.. Sie kennt seit ihrer Kindheit die Geschichten über die erschütternden Erfahrungen ihrer Familie vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Eine Historische Vorbemerkung zu Beginn des Romans sowie die Anmerkungen der Autorin am Schluss des Buches, erleichtern dem Leser den Zugang zu der Materie des Romans. Die Schicksale der Hauptfiguren enden zum Glück gut. Sie können überleben und es gibt Fügungen für ein gutes Ende. Aber das, was sie vereint und alles überdauert ist dies: Es braucht die Entscheidung dafür, leben zu wollen. „Zu leben ist eine Entscheidung.“ (S. 253) Die Perspektive, in die U.S.A. auszuwandern, stimmt doch sehr hoffnungsfroh. Ein schönes Buch, trotz der grausamen Tatsache des Krieges.
Das Buch zu lesen war sehr interessant für mich. Vielen Dank, dass ich in der Leserunde mit dabei sein konnte!