Veröffentlicht am 23.06.2024
First things first: Die Gestaltung des Buches ist der absolute Wahnsinn. Ich liebe dieses schlichte puderrosa des Covers und wie edel der Titel in den Vordergrund gestellt wird. Es erinnert tatsächlich ...
First things first: Die Gestaltung des Buches ist der absolute Wahnsinn. Ich liebe dieses schlichte puderrosa des Covers und wie edel der Titel in den Vordergrund gestellt wird. Es erinnert tatsächlich an das Etikett eines Parfüms, was natürlich toll zum Inhalt des Buches passt. Mir gefallen die floralen Details, die sich um den Titel ranken besonders gut, denn sie veredeln das Cover und passen auch einfach ganz wunderbar zum Schwerpunktthema Parfüm. Zuletzt wird das Buch natürlich durch den traumhaften Buchschnitt veredelt. Er vervollständigt die floralen Details und ist auf jeden Fall ein absoluter Eyecatcher.
Merit hat einen unglaublich besonderen Schreibstil, der einen sofort in ihre Romanwelt abtauchen lässt. Ihre unvergleichlichen und wunderschönen Neologismen machen ihre Geschichten einzigartig und unglaublich süchtigmachend. Auch hier beweist sie wieder, was für ein Händchen sie für Worte hat.
Außerdem ist es beeindrucken mit was für einer Detailliebe sie und mit nach London nimmt und wir real die Hauptstadt wirkt.
Bereits im Prolog, der aus Odell Sicht erzählt wird, können wir wunderbar in den Charakter des jungen Mannes eintauchen. Wir lesen nicht nur, sondern spüren, dass er ein absoluter Kopfmensch ist, der sehr prinzipientreu und pflichtbewusst handelt.
Wie sollte es auch anders sein, als ältester Sohn eines Unternehmers, dem die erfolgreichste Parfümfirma Großbritanniens gehört.
Odell sieht sich selbst als Erben dieser Arbeit und die Tatsache, dass er in die Arbeit bei Evergreen involviert ist, erhärtet diesen Eindruck.
Odell nimmt seine Welt in Gerüchen wahr, was nicht weiter verwunderlich ist bei seinem Hintergrund. Für die Leser*innen ist das aber trotzdem etwas besonderes, weil sich der Durchschnittsmensch vor allem auf sein Augenlicht und erst zweitrangig auf seinen Geruchssinn verlässt. Das macht die Geschichte so einmalig und Marits Schreibstil unterstreicht dies auf einzigartige Art und Weise.
Obwohl Evergreen seit 150 Jahren ein Familienunternehmen ist, merkt man, dass im Privathaushalt der Haussegen schief hängt. Pater familias Charles Evergreen wohnt allein in Rosehill, dem Familienanwesen, nachdem seine drei Kinder dort ausgezogen sind und seine Frau verstarb. Diese Information sorgt dafür, dass man unbedingt mehr über die familiären Hintergründe herausfinden möchte. Besonders das Sandwich-Kind Keaton, als geheimnisvoller Rebell der Familie, macht neugierig. Die Bande zwischen Charles und Odell scheinen zwar recht stabil zu sein, doch es wirkt so, als sei dies vor allem auf unternehmerischer Ebene der Fall. Odell zumindest scheint seinen Vater und seinen Chef vor allem als eine Person wahrzunehmen, an dem es sich zu orientieren gilt.
Ihn hält nicht nur die angeknackste Familiendynamik von Rosehill fern, sondern auch eine geheimnisvolle Sie.
Wir erfahren außerdem, dass Evergreen eine weitere Filiale bei der Bond Street eröffnen wird und diese Tatsache bzw. der Besuch der Baustelle sorgt dafür, dass die Welt der Evergreens wortwörtlich in Trümmern liegen wird.
Odell und sein Vater Charles werden Opfer eines tragischen Unfalls, den nur Odell überlebt.
Das erste Kapitel wird uns dann aus Emmelines Sicht erzählt. Vorab muss ich den Namen der Protagonistin bewundern, der einfach so schön und selten ist. Er passt richtig gut in das Setting, weil er einfach edel wirkt, obwohl Emmeline eben nicht in erster Linie zur High Society Englands gehört.
Sie ist die beste Freundin von Mari, dem jüngsten Evergreen-Spross und dem einzigen Mädchen in der Familie.
Als Tochter der Haushälterin auf Rosehill ist sie mit den Evergreens aufgewachsen und weil wir Leser*innen alle Füchse sind, können wir zwei und zwei zusammenzählen und wissen, dass sie die geheimnisvolle Sie ist, die Odell vom Familiensitz fernhält.
Emmeline ist ein Herzenswunsch, der die Welt ebenso in Gerüche wahrnimmt, wie Odell und Mari. Außerdem ist sie jemand, der in wunderschönen Neologismen denkt und fühlt. die junge Frau ist fürsorglich und immer für ihre beste Freundin da. So auch an einem der wohl schwierigsten Tage in Maris Leben, den sie ohne familiäre Unterstützung bestreiten muss. Ihre beiden Brüder bleiben, aus unterschiedlichen Gründen, der Beerdigung ihres Vaters fern, was Emmelines Rolle nur noch wichtiger macht.
Sie beschreibt sich ferner als anders, als andere Menschen, was durchaus mit ihre feinfühligen und fürsorglichen Art zusammenhängt. So erkundigt sie sich auch nach Odell, obwohl zwischen den beiden etwas zu stehen scheint.
;am möchte unbedingt herausfinden, was genau das ist und wie es dazu gekommen ist. Besonders schön und vielleicht auch bemerkenswert finde ich, dass, was auch immer zwischen den beiden vorgefallen sein mag, die Beziehung zu Mari nicht nachhaltig gestört zu haben scheint. Oder doch?
Die Leseprobe ist so gnädig uns noch herauslesen zu lassen, dass Odell dem Unfall glimpflicher davon gekommen ist, als sein Vater. Trotzdem drängt sich der Eindruck auf, dass der Unfall nachdrückliche Folgen für den Jungen man hat. So fällt auf, dass er im zweiten Kapitel die Welt um sich herum viel mehr aus den Augen beschriebt, als aus den Gerüchen. Könnte es sein, dass er seinen Geruchssinn (temporär) eingebüßt hat?
Das Aufeinandertreffen mit Mari ist für Odell eine weitere Last und das obwohl er zu seiner Schwester ein inniges Verhältnis zu pflegen scheint. Was also ist passiert, dass ihr Erscheinen ihm seit neustem Kopfschmerzen bereitet?
Er kennt seine Schwester gut, weiß um ihre Macken und Stärken. Auch mit ihrer Art, macht die junge Frau neugierig auf sich selbst. In einer männerdomnierten Welt tritt sie stark und selbstsicher auf. Doch was davon ist vor allem Fassade? Ich hoffe auch sie im Verlauf des Buches besser kennenlernen zu dürfen.
Auch Keaton hat einen erste Auftritt. Er scheint allerdings nur in London zu sein, um der Testamentsverkündung, als Pflichttermin, beizuwohnen. Das Verhältnis zu seinen Geschwistern ist bestenfalls unterkühlt, was wirklich gespannt macht auf den weiteren Verlauf der Handlung.
Die größte Frage ist natürlich nun: Wie geht es weiter? Was passiert mit der Firma? Wie verändert sich die Familiendynamik? Und allem voran: Was passiert mit Odell und Emmeline? Wie kommt es, dass sich die beiden wieder annähern und was bedeutet es für ihre (gemeinsame) Zukunft?
Fragen über Fragen!
Vergesst Patrick Süskind und Jean-Baptiste Grenouille - Hallo Merit Niemeitz mit Emmeline und Odell!
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber meine Koffer sind fertig gepackt, um London mit einem feinen Näschen erkunden zu können!