Eine warme Umarmung
In dem Roman „Die Wolkengucker“ von Kristina Fritz geht es erstmal um das ganz normale Leben und seine individuellen Herausforderungen. Es ist ein Buch über Einsamkeit und Trauer, Abschied und Hoffnung, ...
In dem Roman „Die Wolkengucker“ von Kristina Fritz geht es erstmal um das ganz normale Leben und seine individuellen Herausforderungen. Es ist ein Buch über Einsamkeit und Trauer, Abschied und Hoffnung, Freundschaften und Mut.
Wilma, reiche Witwe, aus gutem Haus, die kürzlich ihre beste Freundin verloren und deren Haushälterin „geerbt“ hat, eröffnet den Wolkenguckerclub, wie sie es sich mit ihrer verstorbenen Freundin versprochen hatte.
Mat, alleinerziehender Vater und trauernder Witwer versucht seiner Tochter ein guter Vater zu sein und stößt dabei immer wieder an seine Kapazitätsgrenzen. Seine Tochter Mia, ist klug und durchsetzungsfähig. Sie hat ihren eigenen Weg gefunden, mit ihrer Situation umzugehen. Sie liebt es, in die Wolken zu sehen, und als eines Tages ein Zettel an einer Laterne hängt, in der ein Treffen des Wolkenguckerclubs angekündigt wird, schafft sie es, ihren Vater davon zu überzeugen, mit ihr dorthin zu gehen.
Fremde, ganz unterschiedliche Menschen begegnen sich, finden zueinander und werden zu Wegbegleiter.
Die Geschichte der einzelnen Protagonisten wird aus deren Sicht erzählt. Die Autorin schafft es, den Blick liebevoll auf jede und jeden einzelnen mit den individuellen Herausforderungen und Eigenarten zu lenken. Man fühlt sich den Charakteren sehr nah. Es könnten einfach Menschen aus der Nachbarschaft sein, das macht sie so sympathisch. Die Geschichte verläuft weitgehend unaufgeregt, aber nicht ohne Spannungsbogen. Das Thema/Der Titel, erst mal ungewöhnlich, aber im Verlauf sehr stimmig, wurde gut umgesetzt. Der Schreibstil ist wirklich sehr angenehm. Er nimmt einen mit in die verschiedenen Charaktere, ohne aufgesetzt oder allzu konstruiert zu wirken. Ähnlich dazu wirkt das Cover des Buches eher unaufgeregt. Es ist durchaus passend, weckt aber erstmal nicht so stark die Neugierde auf den Inhalt.
Natürlich ist es eine konstruierte Geschichte. Aber sehr empathisch und emotional anrührend, nimmt sie einen mit und lädt ein, ein paar Tränchen zu verdrücken. Allein zu Beginn, der Brief der verstorbenen Freundin Margarete, hat mich emotional sofort erwischt. Und auch, wenn es ein Buch ist, in dem es auch um Abschied und Trauer geht, steht dies nicht plakativ im Vordergrund. Eher zeigt es einen Weg, der Normalität dieser Ereignisse und Möglichkeiten auf, die sich dadurch ergeben können. Für mich macht das Buch Mut, etwas Neues zu wagen, neue Menschen kennen zu lernen und neue Freundschaften finden zu können. Die Geschichte holt einen ab und schenkt einem eine warme Umarmung.