Zu hohe Erwartungen
Winnie ist mit ihrer jüngeren Schwester Sasha nach New York gezogen. Dort möchte sie unbedingt ihren Vater finden, um zu ergründen, warum er damals die Familie verließ. Als in die Wohnung nebenan die gleichaltrige ...
Winnie ist mit ihrer jüngeren Schwester Sasha nach New York gezogen. Dort möchte sie unbedingt ihren Vater finden, um zu ergründen, warum er damals die Familie verließ. Als in die Wohnung nebenan die gleichaltrige Jo einzieht, die sie mit ihrer Art vollkommen in den Bann zieht, ahnt sie noch nicht, was auf sie zukommen wird. Denn Jo hegt ein Geheimnis, das Winnie in ihren Grundfesten erschüttern wird.
An Twilight scheiden sich die Geister. Manche lieben es heiß und innig, manche hassen es zutiefst und lehnen es ab. Mir hat es damals extrem gut gefallen und ich erinnere mich gerne daran zurück. Wenn ein Buch mit Vergleichen zu „Harry Potter“, „Agatha Christie“, oder wie in diesem Fall „Twilight“ beworben wird, weiß jeder, was gemeint ist, und die die Messlatte liegt automatisch höher. Ich persönlich gehe dann, auch wenn ich es gar nicht zwingend möchte, mit hohen Erwartungen in die Lektüre. Dieser Roman musste deshalb von vornherein viel bieten und sich mit Twilight messen. Bedauerlicherweise konnte er meine hohen Erwartungen leider nicht erfüllen.
Dies lag zum einen daran, dass sich die Geschichte sehr langsam entwickelt (slow burn) und sich inhaltlich primär auf die Emotionen der einzelnen Figuren fokussiert. Dies findet Unterstützung in dem sehr flüssigen, runden und wirklich schönen Schreibstil. Dieser hat mir sehr gut gefallen und bewirkte, dass sich die Lektüre schnell und gut lesen ließ. Gefallen hat mir zudem der Perspektivwechsel zwischen den Protagonistinnen, sodass man die Gefühlswelt sowohl von Winnie, als auch von Jo kennen lernen konnte. Unter dem Aspekt der emotionalen Fokussierung kamen bei mir jedoch erstaunlich wenig Emotionen an. Die Gefühle der einzelnen Figuren Winnie und Jo werden zwar ausführlich beschrieben, das Knistern und Prickeln zwischen den beiden blieb für mich allerdings weitestgehend nicht nachvollziehbar. Die Gefühle der beiden füreinander kamen bis auf eine Situation nicht bei mir an. Ich vermute, dass ich hierdurch oft das Gefühl hatte, dass ich mich kaum mit dem Roman beschäftige/er mich nicht in seinen Bann zieht. Sobald ich das Buch weggelegt habe, war es aus dem Sinn. Schade!
Zum anderen gab es nur sporadische Fantasy-Anteile. Auch für ein Buch der Kategorie „Romantasy“ war mir das zu wenig. Erst zum Ende des Romans nahm der Fantasy-Anteil zu, wirkte jedoch nahezu überhastet und nach einem verzweifelten Versuch, zum Ende noch den Fantasy-Anteil anzuheben. Durch diese Konstellation blieb auch der von mir erwartete Spannungsbogen aus – abgesehen vom Finale, das sehr überraschend und fesselnd war, jedoch auf wenige Seiten gepresst wurde. Hier wäre so viel Potential gewesen, das leider nicht genutzt wurde.
Rückblickend wirkt Band 1 auf mich wie der Prolog zur eigentlichen Geschichte. Er war unterhaltsam und dank des angenehmen Sprachstils sehr kurzweilig, hatte als eigenständiger Roman aber leider einige Schwächen Ich habe mir im Vorfeld deutlich mehr davon versprochen und die Vorschusslorbeeren in Bezug auf den Twilight-Vergleich hat dem Roman keinen Gefallen getan. Das Ende hat mich jedoch wieder etwas mit dem Roman versöhnt und der dem Ende innewohnende Cliffhanger sorgt dafür, dass ich wissen "muss", wie es weiter geht. Den zweiten Teil werde ich deshalb sicherlich lesen – vielleicht werde ich ja positiv überrascht!