Leserunde zu "Am Fluss der Zeiten" von Ulrike Renk
Auftakt einer großen FamiliengeschichteAm Fluss der Zeiten
Historischer Roman
1551: Elze wächst mit ihren Geschwistern als Eigenbehörige auf dem großen Hof Kalmule auf. Die harte Arbeit auf den Feldern ist ihr Alltag. Doch ihr Leben wandelt sich von Grund auf, als sie ihre Familie verlassen muss und ihren Pflichtdienst als Küchenmagd in der Stadt Münster antritt. Eines Tages wird sie jedoch mit einer Magd der Herren von Oer getauscht und muss künftig auf der Wasserburg Kakesbeck leben, auf der ein Fluch liegt. Dort trifft sie auch Jacob wieder. Aber um den Müllerssohn ranken sich geheimnisvolle Gerüchte. Soll sie diesen Glauben schenken? Und wird Elze nun Teil der alten Prophezeiung werden, um den Fluch der Familie von Oer zu brechen?
Auftakt eines historischen Mehrteilers von Ulrike Renk vor dem Hintergrund des Spanisch-Niederländischen und des Dreißigjährigen Krieges
Dieser eindrucksvolle Roman basiert auf der eigenen Familiengeschichte der SPIEGEL-Bestseller-Autorin.
Timing der Leserunde
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Bewerben 19.08.2024 - 08.09.2024
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Lesen 23.09.2024 - 20.10.2024
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Rezensieren 21.10.2024 - 03.11.2024
Bereits beendet
Schlagworte
Teilnehmer
Diskussion und Eindrücke zur Leserunde
Abschnitt 3, KW 41, Seite 270 bis 407, inkl. Kapitel 18
Leseigel
Mitglied seit 18.05.2016
Veröffentlicht am 09.10.2024 um 16:25 Uhr
Zitat von Maria_12
aber da hätte ich eher erwartet, dass Gesa und Stine, sie richtig einweisen.
ich würde Gesa und Stine diesen Vorwurf nicht machen. Gerade Gesa hat Käthe immer wieder auf etwas hingewiesen und gefragt, ob sie wisse , wie das geht. dann kommt Käthe auch von einem Hof und sollte schon einiges von ihrer Mutter gelernt haben.
Leseigel
Mitglied seit 18.05.2016
Veröffentlicht am 09.10.2024 um 16:43 Uhr
Ich habe noch nie so viel und so anschaulich über das damalige Bauernleben gelesen. Für mich ist das unglaublich spannend. Die Autorin behandelt sehr viele unterschiedliche Aspekte und macht mich auf vieles aufmerksam, das mir so nicht bekannt oder bewusst war.
Nun kennen wir die Vorgeschichte zu Elzes Fortgang und ich fand die "Einleitung " nicht zu lang. Jetzt wissen wir aus welchen Verhältnissen Elze kommt und ich kann viel besser verstehen, was Münster für sie bedeuten muss.
Ich kann Elzes Angst gut verstehen. Das geht uns doch auch so, wenn wir gewohntes hinter uns lassen und neues auf uns zukommt. Sei es eine andere Stadt oder ein anderer Arbeitsplatz.
Stine hat hier wieder besonders gut reagiert. Die Ansprache an Elze hätte man nicht besser machen können.
Das Geburtsgeschehen um Käthe war für mich dramatisch und hier ein dank an die moderne Medizin. Gleichzeitig bin ich beeindruckt, über wie viele Kenntnisse die Hebamme und die anderen Frauen verfügen. Ich hoffe es nicht, könnte mir aber gut vorstellen, dass Käthe doch noch stirbt. Sie blutet und hat möglicherweise innere Verletzungen.
Ihre Teilnahmslosigkeit und die Ablehnung des Kindes sind für mich Anzeichen einer schweren Depression, die über die normale Kindbettdepression hinaus geht. Es ist ein Irrglaube, dass jede Mutter ihr Kind von der ersten Minute an liebt. Es ist nur gesellschaftlich verpönt, dies zuzugeben und verhindert dringend benötigte Hilfe.
Toll fand ich, dass sich die Frau auf der Burg bereit erklärt, Anna zu nähren.
Ich mache mir auch Sorgen um den Hof, weil nach Elzes Weggang nun auch Käthe als Arbeitskraft wegfällt, ebenso wie Claes. Ob das gut geht ?
Dass Drees kurzerhand, dazu verdonnert wird, Elze nach Senden zu bringen, ist eine unentschuldbare Willkür und zeigt, wie wenig die Oberen sich um ihre Untergebenen gekümmert haben.
Nun mache ich Bekanntschaft mit der großen Politik und den Machenschaften bei der Besetzung von Bischofstühlen. Die Art und weise war gut gemacht.
Was mich beruhigt, dass Elze so herzlich aufgenommen wurde . Nun bin ich gespannt, wie es weiter geht.
Veröffentlicht am 09.10.2024 um 18:38 Uhr
In diesem Leseabschnitt werden unsere Erwartungen nun endlich erfüllt und Elze muss ihren Gesindedienst in Münster bei Herrn Jobst von Recke antreten.
Sehr ausführlich wird die sehr schwierige Geburt der Tochter von Käthe und Drees beschrieben. Man konnte dadurch so gut nachempfinden, wie es allen Beteilgten dabei erging. Egal ob es die gebärende Mutter, der nervöse Vater, die hilfreiche Hebamme oder Eltern und Geschwister waren. Irgendwie war man als Leser/in unmittelbar dabei.
Sehr verstörend hat auf mich gewirkt, dass Käthe ihre Tochter überhaupt nicht annehmen wollte. Allerdings scheint das ja keine Seltenheit gewesen zu sein.
Elzes anfängliche Angst und Sorge bezüglich ihrer Reise nach Münster hat sie dann so nach und nach sehr gut weggesteckt. In Münster angekommen, bleibt auch gar keine Zeit für lange Grübeleien, da sie sofort mit anpacken muss.
Ich bin gespannt, wie es ihr weiterhin bei Jobst ergehen wird und freue mich jetzt darauf Eure Kommentare zu lesen.
Veröffentlicht am 09.10.2024 um 18:41 Uhr
Zitat von Hermione27
Stine wirkt ganz normal und klar, ganz im Gegensatz zum Beginn des Buches. Sie ist sogar eine meiner Lieblingsfiguren geworden, sehr empathisch, klug und umsichtig.
Mich hat Stine von Anfang an begeistert. Wie ich bereits erwähnte, war sie anfangs für mih sogar die Hauptfigur des Buches.
Sehr schön empfinde ich, so wie Du es auch beschrieben hast, ihre permanente Wandlung.
Wie sie sich noch einmal kurz vor Elzes Abreise nach Münster um sie kümmert, war sehr schön zu lesen.
Veröffentlicht am 09.10.2024 um 18:46 Uhr
Zitat von SunshineSaar
Jetzt geht es langsam dem Ende zu und ich bin sehr gespannt, was noch alles passieren wird und wie die Geschichte endet. Auf jeden Fall muss ich sagen, dass ich viel durch die Hintergrundinfos dazulerne. Das hätte ich nicht gedacht.
Das ist für mich an guten Historienromanen auch immer das Besondere.
Neben der Unterhaltung lernt man auf sehr angenehme und entspannte Weise immer wieder etwas dazu. Ich hatte in einer Leserunde mal angeregt, den Geschichtsunterricht als eine Leserunde in einer Schule durchzuführen. Könnte mir vorstellen, dass einige Schüler/innen daran mehr Spaß hätten als an den aus meiner Erinnerung oft so trockenen Unterricht durch die Monologe der Lehrer/innen.
Veröffentlicht am 09.10.2024 um 19:03 Uhr
Zitat von Leseigel
Ich habe noch nie so viel und so anschaulich über das damalige Bauernleben gelesen. Für mich ist das unglaublich spannend. Die Autorin behandelt sehr viele unterschiedliche Aspekte und macht mich auf vieles aufmerksam, das mir so nicht bekannt oder bewusst war.
Das hat mir auch gut gefallen.
Tulpe2966
Mitglied seit 27.07.2016
Veröffentlicht am 09.10.2024 um 19:54 Uhr
In diesem Abschnitt erfahren wir wieder sehr viel Wissenswertes aus der damaligen Zeit. Vieles wusste ich bisher noch nicht.
Elze ist wirklich tapfer. Sie kämpft sich immer und überall durch. Außerdem ist sie sehr empathisch, hat ein gutes Herz, setzt sich für ihre Mitmenschen ein. Das alles ist nicht selbstverständlich. Ich mag sie sehr. Hoffentlich wird auch bei ihrer Familie bald alles gut. Sie hätten es alle verdient.
Veröffentlicht am 10.10.2024 um 08:40 Uhr
Zitat von Clemens
Allerdings scheint das ja keine Seltenheit gewesen zu sein.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Frauen heute auch noch darunter leiden :(. Darüber spricht man vermutlich nicht so gern.
Veröffentlicht am 10.10.2024 um 08:54 Uhr
Ach herje, ich bin wirklich zwiegespalten.
Ich finde es gut, dass der Verauf nun mit der komplizierten Geburt von Käthe und der mit Unsicherheit behafteten Reise von Elze endlich Fahrt aufgenommen hat. Dennoch erwartet uns "nur noch" ein Abschnitt und bei der Detailtiefe, mit der die Autorin bisher das Umfeld und alltägliche Leben beschrieben hat, frage ich mich, was hier noch auf den letzten Seiten passieren kann. Klar, es sollen noch weitere Teile kommen. Aber ich bin mir aktuell nicht sicher, ob der Anreiz für mich groß genug ist, diese auch zu lesen.
Ich finde es weiterhin interessant, wie das alltägliche Leben beschrieben wird und was man alles lernen kann. Ich habe dennoch etwas anderes erwartet.
Bzgl. der Täufergeschichte: Für mich ist noch nicht ganz stimmig, warum Stine (weiterhin) vom Weltuntergang spricht. Kann mir da jemand weiterhelfen?:)
Veröffentlicht am 10.10.2024 um 08:57 Uhr
Zitat von Leseigel
Ich kann Elzes Angst gut verstehen. Das geht uns doch auch so, wenn wir gewohntes hinter uns lassen und neues auf uns zukommt. Sei es eine andere Stadt oder ein anderer Arbeitsplatz.
Absolut. Ich habe mal irgendwo gelesen, dass Menschen heutzutage so viel Informationen an einem Tag verarbeiten müssen wie Bauern im Mittelalter in ihrem ganzen Leben. Ich weiß nicht, ob der Vergleich stimmt aber man kann es sich gut vorstellen. Und auch wasfür uns damit einhergeht. Wir haben schon relativ viele Informationen und Erfahrungen und fürchten uns trotzdem. Elze wusste noch nicht einmal, wie ein zweites Stockwerk sich anfühlt. Ich bin sehr beeindruckt von ihrere Stärke und ich finde, dass man sich gut in sie hineinversetzen kann.