Leserunde zu "Am Fluss der Zeiten" von Ulrike Renk
Auftakt einer großen FamiliengeschichteAm Fluss der Zeiten
Historischer Roman
1551: Elze wächst mit ihren Geschwistern als Eigenbehörige auf dem großen Hof Kalmule auf. Die harte Arbeit auf den Feldern ist ihr Alltag. Doch ihr Leben wandelt sich von Grund auf, als sie ihre Familie verlassen muss und ihren Pflichtdienst als Küchenmagd in der Stadt Münster antritt. Eines Tages wird sie jedoch mit einer Magd der Herren von Oer getauscht und muss künftig auf der Wasserburg Kakesbeck leben, auf der ein Fluch liegt. Dort trifft sie auch Jacob wieder. Aber um den Müllerssohn ranken sich geheimnisvolle Gerüchte. Soll sie diesen Glauben schenken? Und wird Elze nun Teil der alten Prophezeiung werden, um den Fluch der Familie von Oer zu brechen?
Auftakt eines historischen Mehrteilers von Ulrike Renk vor dem Hintergrund des Spanisch-Niederländischen und des Dreißigjährigen Krieges
Dieser eindrucksvolle Roman basiert auf der eigenen Familiengeschichte der SPIEGEL-Bestseller-Autorin.
Timing der Leserunde
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Bewerben 19.08.2024 - 08.09.2024
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Lesen 23.09.2024 - 20.10.2024
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Rezensieren 21.10.2024 - 03.11.2024
Bereits beendet
Schlagworte
Teilnehmer
Diskussion und Eindrücke zur Leserunde
Abschnitt 1, KW 39, Seite 1 bis 136, inkl. Kapitel 6
Leseigel
Mitglied seit 18.05.2016
Veröffentlicht am 29.09.2024 um 16:08 Uhr
Zitat von Rebecca1120
Ich wusste bisher gar nicht, dass Müller auch ein unehrlicher Job ist. Henker ja, aber Müller
Das hat mich auch erstaunt. Ich glaube, ich habe das zum ersten Mal gelesen. Ich bin immer davon ausgegangen, dass es ein angesehener Beruf war.
Leseigel
Mitglied seit 18.05.2016
Veröffentlicht am 29.09.2024 um 16:09 Uhr
Zitat von Clemens
Wer so spät einsteigt wie ich , darf erwarten, dass schon so viele Beiträge veröffentlicht wurden.
Ich erspare eine weitere Inhaltsangabe des ersten Abschnittes und gebe meine Eindrücke wieder.
So geht es mir auch. Irgendwie nicht sinnvoll zum x mal das gleiche zu schreiben.
Leseigel
Mitglied seit 18.05.2016
Veröffentlicht am 29.09.2024 um 16:20 Uhr
Mir geht es wie Euch anderen, ich bin sehr gut ins Buch gestartet. Es liest sich flüssig und sehr anschaulich.
Ich finde es sehr interessant, mal so detailliert Einblicke in das bäuerliche Leben zu bekommen.
Interessant, dass auch die Tochter, das Hof übernehmen konnte. ich kenne es aus Süddeutschland so, dass der älteste Sohn übernimmt.
Die Abhängigkeit vom Grundherrn ist beängstigend. Man muss eine Abgabe zahlen, wenn man den eigenen Hof übergibt. Unglaublich. Zu den Unwägbarkeiten des Wetters kommen die Launen des Adels.
Interessant, dass Elze sagt, sie mag den Gang zur Kirche, weil sie nur da Zeit eigene Gedanken zu haben. Wenn man so damit beschäftigt ist, die Grundbedürfnisse zu befriedigen, wird man nicht zum Revoluzzer.
Alles dreht sich um den Hof. verständlich, da alle davon abhängen, aber dass unverheiratete Familienmitglieder quasi unbezahlte Arbeitskräfte sind, ist irgendwie traurig.
Stine ist mir sympathisch. Sie ist empathisch. das zeigt sich für mich darin, wie sie Käthe immer wider Mut macht und nichts über das rüde Verhalten der Mutter sagt. Und ich halte sie für intelligent.
Ich bin wirklich gespannt, was sie bei den Wiedertäufern erlebt hat. Ich wäre aber nicht überrascht, wenn sie beim Fall der Stadt vergewaltigt worden wäre.
Wirklich eine spannende und interessante Lektüre.
Veröffentlicht am 29.09.2024 um 22:00 Uhr
Scorpio66 schrieb am 29.09.2024 um 10:50 Uhr
Alles schon mal da gewesen, was uns heute für trendig, neu und umweltschonend verkauft wird.
Früher wurde das Wissen weitergegeben und genutzt. Heute gehen viele den bequemen Weg.
Solche Romane finde ich daher nicht nur unterhaltsam, sie vermitteln auch einiges an Wissen.
Das kann ich so unterschreiben.
Ourbooksoflife
Mitglied seit 13.02.2022
Geniesse es, in die Welt von Büchern einzutauchen um den dristen Alltag zu entfliehen!
Veröffentlicht am 29.09.2024 um 22:00 Uhr
Den ersten Teil habe ich gerade zu Ende gelesen. Bevor ich eure Gedanken lese, werde ich erstmal meine aufschreiben.
Ich musste mich am Anfang ein wenig an den Schreibstil gewöhnen, es gab doch einige Wörter, die ich vorher noch nicht gehört/gelesen habe.
Teilweise komme ich mit den ganzen Namen noch ein wenig durcheinander.
Alleine beim Lesen wurde mir schon Angst und Bange, als ich mir das Unwetter bildlich vorgestellt habe.
Die Mutter von Käthe hätte ich am liebsten erwürgt.
Ich bin gespannt wie es weiter geht.
Ourbooksoflife
Mitglied seit 13.02.2022
Geniesse es, in die Welt von Büchern einzutauchen um den dristen Alltag zu entfliehen!
Veröffentlicht am 29.09.2024 um 22:05 Uhr
leseleucht schrieb am 23.09.2024 um 18:47 Uhr
Bereits der erste Abschnitt ist sehr spannend. Die Darstellung der Flut, die die Höfe von Elzes Familie und ihrer Nachbarn bedroht, hat leider allzu deutliche Bezüge zu den Bildern der Jahrhundertflut. Die Autorin versteht es, die Stimmung gut einzufangen und nachvollziehbar wiederzugeben.
Ein geschickter Schachzug ist es auch, immer wieder auf das Schreckliche, was Elzes Tante als junges Mädchen und Magd in Münster zur Zeit der Widertäufer widerfahren ist, hinzudeuten und sich diesem Geheimnis langsam anzunähern, es aber noch nicht aufzulösen, sodass es den Leser immer weiterzieht, hinter das Geheimnis zu kommen.
Vor diesem Hintergrund kann die Auflage im ersten Kapitel, dass Elzes als Magd in Münster dienen soll, damit der Bruder das notwenige Kapital zur Übernahme des Hofes zusammenhat, als eine düstere Vorahnung gelesen werden. Was wir ihr wohl dort widerfahren?
Insgesamt liest sich das Buch von der ersten Seite an gut, es gibt keine Längen, man kann sich das Leben in der damaligen Zeit sehr bildlich vorstellen und kommt schnell mit den einzelnen Figuren in Kontakt. Es macht keine Mühe, diese auseinanderzuhalten. Die Figuren sind so vielgestaltig, dass auch das die Handlung sehr abwechslungsreich macht.
Was ganz schön gewesen wäre, wäre eine kleine Übersichtskarte, sodass man sich die Lage der Höfe und vor allem ihre Zugehörigkeit zu verschiedenen Obrigkeiten sowie die Entfernungen besser vorstellen kann.
Ansonsten bin ich sehr gespannt, wie es weitergeht.
Stimmt, eine Karte wäre toll gewesen
Veröffentlicht am 29.09.2024 um 22:06 Uhr
Zitat von Clemens
Obgleich sich im Laufe des Romanes die Geschichte sich immer mehr um Elze entwickeln wird, ist für mich persönlich im ersten Abschnitt Stine die spannenste Person.
Da bin ich bei dir. Zu Beginn empfand ich sie noch eher beunruhigend, leicht gruselig. Das hat sich für mich deutlich gelegt, sie jedoch nicht weniger interessant gemacht. Vermutlich hätte man ein ganzes Buch über ihre Geschichte schreiben können und unmittelbar frage ich mich, ob die Autorin dies vielleicht sogar schn getan hat. Ich kenne bihser keine weiteren Werke von ihr.
Veröffentlicht am 29.09.2024 um 23:15 Uhr
Hallo zusammen und guten Abend,
durch eine mehr als arbeitsreiche Woche steige ich nun etwas spät ein - und lese mir gleich alle Beiträge im LA 1 noch durch.
Ich bin sehr gut in die Geschichte hineingekommen, was sicher am Erzählstil von Ulrike Renk, die ich sehr schätze, liegt.
Aber auch an der interessanten Story über den Hof ihrer Vorfahren: Kalmule
Die Figuren wachsen einem recht schnell ans Herz; die Zeiten allerdings - Mitte des 16. Jhd. - sind für die Bauern sehr hart:
Unglaublich, was diese Menschen bereits vor Sonnenaufgang bis zum Abend leisten mussten! Wenn man das mit heute vergleicht.....
Die Unwetter und vor allem die sintflutartigen Regenfälle erinnern stark an die Unwetter, die es auch hier an Pfingsten gab (Starkregen, der zu Überflutungen und Schäden führten) und kürzlich erst in Niederösterreich, Polen und Tschechien).
Je mehr man in die Geschichte des Hofes eintaucht, desto klarer wird auch, wie sehr sich Burgherren und der Klerikus an den Bauern bereichert haben (was mich etwas zornig macht, gelinde ausgedrückt). Für jede Entscheidung brauchen sie eine Zustimmung bzw. Genehmigung (z.B. die zwei Buchen zu fällen, die sonst im Herbst umfallen könnten und Schaden anrichten). Man erfährt aber auch viel über das Leben in dieser Zeit und wie abhängig die Bauern auf den Höfen waren, wie die Ernte ausfallen wird - und sie über die Winter kommen.....
Ein interessantes historisches Buch, das mir sehr gefällt und gut lesbar ist! Eine der interessantesten Figuren ist für mich Elze und vor allem Stine, die ich immer sympathischer finde, besonders im Hinblick auf andere Menschen (Käthe). Ich hoffe, dass sie ihre erste Geburt gut bewältigen kann und verstehe ihre Ängste - sicher sind zu dieser Zeit viele Frauen im Wochenbett gestorben, da wirklich vieles während des Geburtsvorgangs passieren kann..... Für Claes hoffe ich, dass er Chancen bei Mette hat :D
Veröffentlicht am 29.09.2024 um 23:19 Uhr
Jikky_reads schrieb am 23.09.2024 um 11:18 Uhr
Hi Krani,
mir geht es wie dir, ich bin ebenfalls sehr beeindruckt von den vielfältigen Fähigkeiten und dem einfachen Leben. Ich ertappe mich beim Lesen immer wieder, dass ich den damaligen Alltag, den Zusammenhalt und die Sorgen und Nöte mit der heutigen Situation abgleiche.
Das finde ich gar nicht verkehrt: Es geht mir ebenso :) Die Menschen müssen sehr belastbar gewesen sein, denn der Tag auf den Höfen begann früh - und endet spät.
Interessant in diesem Zusammenhang, dass der Gang nach Lüdinghausen zur Kirche am Sonntag (1,5 Std.!!) zum Entspannen diente, "wo nicht eine Aufgabe nach der anderen wartete" .... wo es irgendwo hieß - und man sich mal auf sich konzentrieren konnte.
Veröffentlicht am 29.09.2024 um 23:22 Uhr
Magnolia schrieb am 23.09.2024 um 20:02 Uhr
Sowohl das Glossar als auch die Personenliste, gegliedert nach den einzelnen Höfen, finde ich gerade anfangs sehr hilfreich.
Viele Begriffe sind mir logischerweise nicht geläufig, wie etwa die Eigenbehörigkeit, um nur mal einen herauszupicken. Was dies auf sich hatte, ist gut beschrieben. Ihr Abhängigkeitsverhältnis zu ihrem Grundherrn, ihre Pflicht zur Abgabe. Zum Ende dieses Abschnittes lesen wir noch von diesen beiden Bäumen, deren Standfestigkeit durch die Flut und den Sturm nicht mehr gegeben ist. Und nun kann es durchaus sein, dass sie – falls sie diese Bäume fällen dürfen – das Holz abgeben müssen.
Interessant sind auch die Passagen über Jan Matthys, den Täufer von Münster und Jan von Leiden. Ein Menschenfänger, ein gewiefter Redner, der es verstand, seine Visionen unter die Leute zu bringen. Auch sein Gegenspieler Franz von Waldeck, der Bischof von Münster und die Erstürmung der Stadt lassen Geschichte lebendig werden. Und Stine mittendrin.
Mitte des 16. Jahrhunderts war das Leben ein ganz anderes. Auf so einem Hof müssen alle mit anpacken, alles wird verwertet und auf die unterschiedlichsten Arten haltbar gemacht. Räuchern, trocknen, einwecken, einsalzen und noch so einiges mehr sind uns heute schon noch geläufig, wobei wir auch die bequemere Variante des Supermarktes wählen können.
Nun geht es darum, den Kleuterhof und die Mühle wieder gangbar zu machen. Ulf unterstelle ich mal unlautere Absichten, es geht ihm eher um den Hof als um Mette. Und Claes – er hätte Interesse, seine Kenntnisse als Müller aufzufrischen. Jetzt weiß ich auch, wie eine unterschlächtige und eine mittelschlächtige Wassermühle in etwa arbeiten.
Ich hoffe sehr für Claes, dass Mette ihm den Vorzug gibt ;)