Leserunde zu "Die Abschaffung des Todes" von Andreas Eschbach
Das ewige Leben ist nur ein paar Milliarden Dollar entferntDie Abschaffung des Todes
Die Unsterblichkeit ist nur ein paar Milliarden Dollar entfernt. Thriller
»Der Tod löscht alles aus. Der Tod ist barbarisch. Und jetzt sagen Sie mir, warum sollten wir das dulden?«
Drei hochkarätige Unternehmer aus dem Silicon Valley wollen ein zweites 'Manhattan Projekt' ins Leben rufen. Nur ist das Ziel noch ehrgeiziger als damals die Entwicklung der Atombombe: Sie wollen den Tod abschaffen. Der Journalist James Windover entdeckt jedoch, dass die Unternehmer, während sie von Investoren Milliarden sammeln, insgeheim versuchen, einen Schriftsteller zum Schweigen zu bringen - weil sie eine Story fürchten, die er geschrieben hat. Was steht darin, das das Projekt gefährden könnte? James begibt sich auf die Suche nach dem Mann und gerät rasch selbst in tödliche Gefahr ...
Timing der Leserunde
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Bewerben 15.07.2024 - 04.08.2024
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Lesen 12.08.2024 - 08.09.2024
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Rezensieren 09.09.2024 - 22.09.2024
Bereits beendet
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Diskussion und Eindrücke zur Leserunde
Abschnitt 4, KW 36, Seite 487 bis Ende
Veröffentlicht am 02.09.2024 um 18:48 Uhr
Ich hätte es schon fast nicht mehr für möglich gehalten, aber der letzte Teil hat es dann doch noch herausgerissen, also etwas zumindest.
Denn das hin-und-her, auch des Erzähltempos, finde ich anstrengend und das Ende dann doch nicht so überragend. Aber alle Erzählstränge werden aufgegriffen und mehr oder weniger befriedigend abgeschlossen. Die Verfolgungsjagd war ein Missverständnis, upsie. James Vater stirbt, Joan ist schwanger und Peter Young ein einfallsloser aber risikofreudiger schurkiger Geschäftsmann.
Der Erzählstil ist kurzweilig und mit Humor.
Ein thriller war dieses Buch für mich nicht. Die Handlung kam mir eher vor wie die Kulisse einer philosophisch-wissenschaftlichen Abhandlung. (Ich bin geneigt es mit "Sophies Welt" zu vergleichen) Nun sind besagte philosophisch-wissenschaftlichen Ansätze etwas, was Eschbachs Bücher auszeichnet und mir in der Regel auch gut gefällt. Bei diesem stimmte für mich allerdings das Verhältnis nicht. Das andauernde meta Gefühl was dadurch im letzten Abschnitt entsteht hat mir nicht zugesagt. Und wirklich neu war keine der Ideen. Gut, aber die Komplexität und das Zusammendenken von Eschbach sind originell, oder? Ich weiß es nicht. Bei mir kam jedenfalls nicht dieses kribbeln auf, wenn eine Erkenntnis oder ein Gedanke mich sprengt.
Am Ende bleibt für mich Eschbachs Geschick uns zum Diskutieren zu bewegen, die angestoßenen Fragen und Abwägungen. Irgendwie ist es schön James am Schluß mit Frau und Kind zufrieden zu sehen. Und Anahits Einstellung gefällt mir durchaus auch. Sie lebt ihr Leben, was youvatar zustande bringt wird sie bewerten wenn es soweit ist. Forschung ist cool, nicht zu viel darein interpretieren auch.
Veröffentlicht am 02.09.2024 um 19:07 Uhr
Zitat von Gabiliest
Die Versöhnung mit dem Vater reicht mir hier nicht. Auch finde ich, dass die Beziehung James- Vater_ Krankheit eigentlich nur dazu dient, die Unausweichlichkeit des Todes zu veranschaulichen.
Diese "Funktionsfiguren" gab es für mich zu viele in diesem Buch. Aber ich bin beeindruckt davon, dass sie trotzdem alle recht deutlich Charakter hatten.
Eternal-Hope
Mitglied seit 03.06.2024
Lesen ist ein Ausflug in neue Welten und eine Schulung in Empathie
Veröffentlicht am 02.09.2024 um 21:48 Uhr
Das war‘s also mit dem Buch. Gefühlt hatte der letzte Abschnitt etwas weniger Längen als die davor, wenn auch hier immer wieder deutlich Kürzungsbedarf gewesen wäre.
Seltsam die Auflösung mit Peter Young… die Verfolgungsjagd quer durch Europa ein Versehen? Und die Reduzierung von Intelligenz auf Denkgeschwindigkeit ist auch etwas simpel recherchiert - die Geschwindigkeit ist bei einschlägigen Tests ein Faktor, aber nicht der einzige.
Ansonsten, Joan ist schwanger und hat alles monatelang komplett mit sich selbst ausgemacht. Was für eine seltsame Beziehung!
Insgesamt ein seltsames Buch, das für sich gesehen viele interessante Gedanken zum Thema Tod und ewiges Leben beinhaltet, dazu einiges an Wissen über Neuronen und das Gehirn… aber bis zum Ende kein wirklich packender Thriller war. Aufgrund der Ankündigung hätte ich mir etwas ganz anderes erwartet und ich habe schon so einige viel spannendere Thriller gelesen. In nächster Zeit werde ich wohl kein weiteres Buch des Autors lesen.
queck2009
Mitglied seit 12.08.2022
Veröffentlicht am 03.09.2024 um 00:33 Uhr
Der letzte Abschnitt ist gelesen und ich weiß gar nicht so richtig, was ich dazu sagen soll.
In den ersten drei Abschnitten ist zwar nicht viel passiert, aber bis auf die längeren wissenschaftlichen Erklärungen, ließ es sich zumindest gut lesen, sodass ich nicht gleich das Bedürfnis hatte, das Buch wegzulegen.
Aber den letzten Abschnitt fand ich richtig schlecht. Allein die Kurzgeschichte... Hatte ich mir doch sehr viel davon versprochen, war es für mich nur wirres Geplänkel und die Diskussion darüber für mich viel zu philosophisch. Das sollte ein Thriller sein? Herr Eschbach, das können Sie aber wirklich viel besser. Auch nachdem alles von Peter Young aufgeklärt wurde, wird das Buch noch ewig in die Länge gezogen. Und selbst die Sache mit Joan stellt sich einfach nur als harmlose Schwangerschaft raus. Gähn!
queck2009
Mitglied seit 12.08.2022
Veröffentlicht am 03.09.2024 um 00:36 Uhr
Zitat von Lottalein
Insgesamt gab es mir hier außerdem zu viel offensichtliches "Meta-Gaming": die Anspielungen, wie man diese Ereignisse in einem Thriller verarbeiten würde, was ein Schriftsteller in dieser und jener Situation tun und sagen würde - das fand ich alles eher anstrengend als unterhaltsam.
Ja, das habe ich auch so empfunden. Eigentlich war es, wie vieles in dem Buch, nur dafür da, die Seiten zu füllen.
queck2009
Mitglied seit 12.08.2022
Veröffentlicht am 03.09.2024 um 00:45 Uhr
Zitat von sursulapitschi
Nein, mein Lieblings-Eschbach war das nicht.
Meins auch nicht. Wäre es mein erstes von ihm gewesen, hätte ich vermutlich keins mehr gelesen. Aber ich weiß ja, dass er es besser kann. Aber vielleicht waren auch meine Erwartungen völlig falsch.
Stardust
Mitglied seit 05.12.2019
Veröffentlicht am 03.09.2024 um 06:38 Uhr
Der letzte Abschnitt lässt mich etwas ratlos zrück, ich habe immer noch mit einer Wendung, einer Überraschung gerechnet. Irgendwas, worauf hier langsam zu gesteuert wurde.
Die Verfolgungsjagd als Irrtum fand ich eigentlich die schwächste Erklärung. Ich mag ja die langsame Erzählweise von Herrn Eschbach, das viele Drumherum, die Welt, die er zeigt. Aber hier habe ich mich wirklich manchmal gefragt, warum es manche Figuren gab, sorgfältig aufgebaut und ausgearbeitet.
Das Thema fand ich spannen, hochaktuell und gruselig, unorstellbar, wie das die Gesellschaft noch weiter spalten würde, was es verursachen würde, im eher negativen Sinn gesehen. Da sehe auch ich eher die Chancen wie Anahit in Zwischenschritten, in der Heilung mancher Leiden.
Auf jeden Fall ein Thema, welches mich noch eine Weile beschäftigen wird, vielleicht lese ich das Buch nochmal am Stück, etwas später.
Veröffentlicht am 03.09.2024 um 09:47 Uhr
Was ich interessant fand, waren die Argumente in diesem Abschnitt gegen ein unbeendbares ewiges Leben. Ich habe mich gefragt, was bei diesem Argument eigentlich der Unterschied zwischen einem ewigen und naja, "normalem" Leben wäre und ob das letztlich als Argument für Suizid-Freiheit gelesen werden muss.
Raeubertochter76
Mitglied seit 05.06.2019
Veröffentlicht am 03.09.2024 um 11:10 Uhr
Mila_Milnesium schrieb am 02.09.2024 um 07:17 Uhr
Mmh, mich lässt der abschließende Abschnitt ein bisschen ratlos zurück. Auch wenn er viel Meta-Humor verwendet (inklusive der buchstäbliche Verweis auf Joseph Campbells Heldenreise) und auf die Absurditäten verweist, die sich im realen Leben nun mal ereignen, aber in einem Roman oder Film als Plothole empfunden würden, ist die Auflösung von Peter Young als Schurken mit „Sorry, war ein großes Missverständnis, my bad“, Ferdurci als zwar brilliant, aber nicht genial und dem Wiener Neurowissenschaftler als Mitarbeiter Youngs (was einige von Euch richtig vorhergesagt haben) doch etwas unbefriedigend.
Und Raymond wird einfach so (immerhin mit etwas mehr Kohle) heimgeschickt, aber da stellt sich die Frage: Wofür war der gesamte dritte Abschnitt dann?
Ein Roman muss ja nicht 1:1 das reale Leben abbilden, je nach Genre darf er sich sehr gerne recht weit davon entfernen, wie es im wahren Leben ist. Aber der Reihe nach:
Das Argument des Stellvertreter-Erlebens von Ferdurci kann ich so nicht ganz gelten lassen. Selbstverständlich kann auch ein Erleben „aus zweiter Hand“ reizvoll sein. Als Lesende kann ich durchaus durch jemand anderen (den Autor) ein Erlebnis durchlaufen. So war ich dank Samantha Cristofforetti schon mal im Weltraum, mit Arthur Conan Doyle im Polarmeer unterwegs und mit Jane Goodall die Schimpansen am Gombe-Strom besucht. Diese Personen (nur eine kleine Auswahl Beispiele) sind so begnadete Erzählerinnen, dass sie die Gefühle, die sie beim Erleben hatten, in uns Lesenden heraufbeschwören können. Und darum geht es beim Erleben, nicht so sehr, wie exakt etwas aussieht, sondern welche Gefühle es erzeugt. Das ist etwas anderes, als das, was Ferdurci seiner Tochter mit den Filmen vorschlägt. Das sind zwei verschiedenen Dinge.
Den Pile of Shame oder SUB kennen wir alle wahrscheinlich nur zu gut
Auch der „schwache Trost“, wenn man die nächste Generation rettet, sollte nicht als Trostpreis daherkommen. Zwar fand ich es am Ende auch etwas dünn, dass es in James´Fall durch Joans Schwangerschaft ein bisschen auf „In unseren Kindern leben wir weiter“ hinauslief, denn als denkende Wesen haben Menschen so viel mehr weiterzugeben als nur die Gene. Ferdurcis Geschichte läuft darauf hinaus, dass die Metapher vom Gehirn als Computer fehlerhaft ist (zumindest habe ich sie so verstanden, ich bin nicht ganz sicher, ob ich sie verstanden habe).
Dass es am Ende dann auch Anahit egal ist, ob Youvatar wirklich das Gehirn uploaden kann oder nicht, sie so oder so investieren wird, weil unterwegs viele neue Erkenntnisse zu Neurobiologie gewonnen werden könnten, die ihr helfen könnten, lässt auch alles, was James die letzten Tage durchlebt hat, um ihr die korrekten Fakten zu liefern, sinnlos werden.
Anahits Gedanke, dass das Universum ein Bewusstsein habe, lässt mich direkt an einen weiteren meiner Lieblingsautoren denken, Carl Sagan, der sagte: „We are a way of the cosmos to know itself... This is what molecules do given billions of years of evolution.“ Für religiöse Menschen ist in dieser Sicht der Welt sogar Platz für Gott.
Und fast nachträglich, um noch ein lose End einzufangen, kommt noch einmal Colberts Geschichte hervor, die des glücklosen Drehbuchautors, eventuell auch, um Young dann zum Schluss noch mal zu dem Schurken zu machen, als der er ja aufgebaut wurde: Im Computer hochgeladen könnten Denkprozesse schneller ablaufen und das würde einem höheren IQ gleichkommen und vernetzt mit der vernetzten Welt wäre das God-Mode für Young (der dann wahrscheinlich keine anderen Götter neben sich dulden würde, wie auch Colberts Geschichte andeutet und die Technologie für den Upload zerstören würde).
Um ehrlich zu sein, steckt da eine Geschichte drin, die ich sehr gerne lesen würde: Was wäre, wenn es Young gelungen wäre und er jetzt mit seinem Bewusstsein das Internet steuern könnte? Das würde übrigens Raum für clevere Verfolgungsjagden schaffen, die erzählerisch Sinn machten, denn so würden wir sehen, dass es heutzutage schon verdammt schwer ist, in einer vernetzten Welt unterzutauchen.
Wer jetzt auch Bock auf solch eine Geschichte hat: Tatsächlich gibt es von Andreas Eschbach dazu eine Jugendbuch Trilogie „Black out“, „Hide out“ und „Time out“. Dort kann man sich in der nicht allzu fernen Zukunft einen Chip einsetzen lassen, der das Gehirn direkt mit dem Internet verbindet, der Lifehook. Die vernetzten Menschen erlangen dadurch fast schon übernatürlich anmutende Fähigkeiten wie Telepathie oder blitzschnellen Zugriff auf das Wissen der Welt. Aber kann man sich da noch sicher sein, dass es die eigenen Gedanken sind, die einem durch den Kopf gehen?
Das wäre dann auch meine Empfehlung für alle, die nach „Die Abschaffung des Todes“ als erstes Eschbach-Buch nicht so begeistert waren, aber gerne noch mal was anderes von ihm lesen möchten. Er schreibt wirklich spannende Geschichten mit interessanten Prämissen.
Auch wenn mich „Die Abschaffung des Todes“ nicht so begeistert hat wie andere Bücher von Andreas Eschbach, waren doch durchaus jenseits der Action-Szenen interessante Gedanken drin, die mich im Alltag begleiten werden (das Thema Medienkritik fand ich sehr gut, hätte vielleicht eine eigene Geschichte verdient).
Ich bin gespannt, wie Ihr es fandet.
Eine sehr gute Zusammenfassung.
Raeubertochter76
Mitglied seit 05.06.2019
Veröffentlicht am 03.09.2024 um 11:20 Uhr
Zitat von sursulapitschi
Die ganze ewige Verfolgungsjagd war ein Versehen? Ernsthaft? Da sind nur ein paar Bodyguards übereifrig gewesen?
Das fand ich auch eine ziemlich lahme Auflösung. So ein Drama, dann schießen sie Ferdurci auch noch an und James kriegt eine Stichwunde ab, dann reißen sie auch noch das Safe-House nieder, das kann doch echt kein Versehen gewesen sein.