Leserunde zu "Die Abschaffung des Todes" von Andreas Eschbach
Das ewige Leben ist nur ein paar Milliarden Dollar entferntDie Abschaffung des Todes
Die Unsterblichkeit ist nur ein paar Milliarden Dollar entfernt. Thriller
»Der Tod löscht alles aus. Der Tod ist barbarisch. Und jetzt sagen Sie mir, warum sollten wir das dulden?«
Drei hochkarätige Unternehmer aus dem Silicon Valley wollen ein zweites 'Manhattan Projekt' ins Leben rufen. Nur ist das Ziel noch ehrgeiziger als damals die Entwicklung der Atombombe: Sie wollen den Tod abschaffen. Der Journalist James Windover entdeckt jedoch, dass die Unternehmer, während sie von Investoren Milliarden sammeln, insgeheim versuchen, einen Schriftsteller zum Schweigen zu bringen - weil sie eine Story fürchten, die er geschrieben hat. Was steht darin, das das Projekt gefährden könnte? James begibt sich auf die Suche nach dem Mann und gerät rasch selbst in tödliche Gefahr ...
Timing der Leserunde
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Bewerben 15.07.2024 - 04.08.2024
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Lesen 12.08.2024 - 08.09.2024
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Rezensieren 09.09.2024 - 22.09.2024
Bereits beendet
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Teilnehmer
Diskussion und Eindrücke zur Leserunde
Abschnitt 2, KW 34, Seite 157 bis 321, inkl. Kapitel 23
Raeubertochter76
Mitglied seit 05.06.2019
Veröffentlicht am 01.09.2024 um 12:13 Uhr
Lisa_V schrieb am 20.08.2024 um 22:02 Uhr
Zitat von Gabiliest
Man entnimmt ein Neuron- das ist doch eine lebende Zelle- und was passiert dann damit- sie müsste ja in eine Umgebung (Nährlösung?) kommen, wo sie weiter existieren kann- und wie kommt sie dann- oder was genau von ihr- in den Computer?
Ich habe es so verstanden, dass die Neuronen auf technische Weise nachgebildet werden sollen. Sie entnehmen das Neuron, ergründen seine Struktur und Verbindungen und ersetzten es dann durch eine "mechanische" Nanotechnologische Version. Dies wird gleichzeitig mit ganz vielen Neuronen gemacht und am Ende ist das Gehirn dann keine organische Masse mehr.
Was ich mich ja frage (und was im Buch glaube ich noch nicht angesprochen wurde) ist, wie sieht es denn mit zukünftigen Veränderungen bzw. Lernprozessen aus. Das echte Gehirn ist bis ins hohe Alter noch wandlugnsfähig. D.h. es verändern sich Verbindungen und damit die Struktur des Gehirns. Wenn dieses aber nun zum Zeitpunkt X, gescannt und nachgebildet wird, bleibt es dann immer in exakt diesem Zustand oder kann auch die Computerversion sich verändern?
So habe ich das auch verstanden.
Und das mit der Lernfähigkeit habe ich mich auch gefragt. Es müsste dann also auch möglich sein, dass das "künstliche" Gehirn auch technische Synapsen neu ausbilden kann und neue Verbindungen geschlossen werden können. Die Frage ist, ob dann Lernen anders funktioniert, also nicht mehr menschlich, sondern eher eine Art maschine learning? Denn kann man mit einem künstlichen Gehirn noch Erfahrungen/Fehler etc. machen?
Raeubertochter76
Mitglied seit 05.06.2019
Veröffentlicht am 01.09.2024 um 12:15 Uhr
Marikita schrieb am 21.08.2024 um 08:35 Uhr
Vielleicht spielt es auch eine Rolle,dass sein Vater so schwer krank ist. Eschbach beschreibt wie man nach dem Tod z.B. der Eltern in die 1.Reihe rutscht,dem Tod sichtbar und gefühlt näher kommt. Genau den Gedanken hatte ich,als meine Mutter gestorben ist,dass ich nach vorne in die 1.Reihe näher zum Tod 'geschubst' werde.Da man in dieser Gesellschaft nicht altern soll und die Qualitäten,die damit auch einher gehen,nicht immer geschätzt werden,macht das ja Angst,weil wir zudem auch keine gute Beziehung zum Sterben und Siechen haben.Ich denke,James steckt auch noch zusätzlich in der midlife crisis.Vielleicht löst das noch zusätzlich Stress aus,so dass er sich mit einem Platz auf der Youvatar-Liste absichern und sich selbst versichern möchte...
Ich glaube auch, dass der Autor den Vaters deswegen Krebs "verpasst" hat.
Raeubertochter76
Mitglied seit 05.06.2019
Veröffentlicht am 01.09.2024 um 12:29 Uhr
Gabiliest schrieb am 21.08.2024 um 14:22 Uhr
Meine Frage wäre: Hat Dein naturwissenschaftliches Studium dich eher vom Glauben an eine Seele abgeschreckt oder ist der Glauben dadurch gewachsen? Ich habe gelesen, dass viele Physiker an Gott glauben- ganz kann ich mir den Gegensatz zwischen Rationalität und Glauben nicht erklären.
Denkst Du, dass die Seele durch ein mathematisches Modell beschrieben werden könnte?
Eine sehr spannende Frage!
Raeubertochter76
Mitglied seit 05.06.2019
Veröffentlicht am 01.09.2024 um 12:32 Uhr
Trotula schrieb am 21.08.2024 um 17:35 Uhr
Ich bin erstaunt darüber, wie schnell James zum Befürworter des Projektes wird und selber davon profitieren will. Er kann ja gar nicht mehr objektiv sein.
Ich denke, die tödliche Erkrankung seines Vaters ist in der Geschichte, um ihn knallhart auf die Endlichkeit des Lebens hinzuweisen.
Auch in diesem Abschnitt kommt wieder die Aussage, dass die Reichen nicht das Schicksal der Masse teilen wollen (oder so ähnlich).
Im Moment erinnert mich die Geschichte ein bißchen an "Freiheitsgeld": Es gibt einen tollen Plan, der anscheinend für die Menschheit als ganzen vorteilhaft ist, aber man ahnt schon, dass etwas ganz anderes dahinter steckt.
Wenn ich spekulieren möchte: Den Massen wird ein ewiges Leben als Computersimulation angeboten. Kann das im Computer hochgeladene Bewußtsein eigentlich noch unterscheiden, ob Erfahrungen echt oder simuliert sind? Eher nicht.
Dies ermöglicht einer kleinen Elite, ungestört (und vielleicht auch mit verlängertem Leben) in der Wirklichkeit weiterzuleben.
Aber vielleicht ist es noch ganz anders.
Bei Eschbach erwarte ich jedenfalls kein Happy-End für alle Beteiligten.
Wie schnell er begeistert wird, hat mich auch überrascht. Vor allem, dass er gleich seine Kund*innen dafür gewinnen wollte.
Die Frage, ob man überhaupt bemerkt, noch in der wirklichen Welt zu leben und nicht etwa in einer Simulation, habe ich mir auch gestellt, erinnert etwas an Matrix.
Raeubertochter76
Mitglied seit 05.06.2019
Veröffentlicht am 01.09.2024 um 12:43 Uhr
Trotula schrieb am 25.08.2024 um 12:15 Uhr
Ich habe mich über die Erwähnung des Romans "Flatland" gefreut, den Victoria Watson als Jugendliche gelesen hat. Ich habe in dem Alter zwar nicht "Flatland" gelesen, aber "Silvestergespräche eines Sechsecks", das auf "Flatland" basiert. "Flatland" habe ich erst später gelesen.
Wen's interessiert: "Flatland" ist einerseits ein Gedankenexperiment, das das Thema Mehrdimensionalität näher bringt, anderseits aber auch eine bitterböse Satire auf die viktorianische Gesellschaft. Man kann es nur lesen, wenn man sich klar macht, dass der Rassismus und Sexismus im Buch eine satirische Überspitzung ist. "Silvestergespräche eines Sechsecks" ist leichter zu lesen und geeignet, ein nachhaltiges Interesse an Mathematik zu wecken. Es geht auch darum, wie man sich an die Vorstellung von höherdimensionalen Räumen annähern kann, aber auch darum, wie eine Gesellschaft damit umgeht, wenn jemand mit Erkenntnissen aufwartet, die so gar nicht ins etablierte Weltbild passen. Unbedingt empfehlenswert.
Darüber habe ich mich auch sehr gefreut, ich habe Flatland erst vor Kurzem zum ersten Mal gelesen und war begeistert.
Raeubertochter76
Mitglied seit 05.06.2019
Veröffentlicht am 01.09.2024 um 14:15 Uhr
Es wird mehr und mehr zu einem Wissenschaftsthriller, das gefällt mir unglaublich gut.
Ich hatte die Funktionsweise des Gehirns auch im Studium, allerdings nur rudimentär. Das hat jetzt schon geholfen, anderenfalls müsste ich vermutlich einiges googeln. Aber mir gefallen solche Thriller immer sehr.
Ich habe mich auch gefragt, in welchem Alter würde ich so etwas machen wollen und mir wäre es mit fast 50 noch zu früh. Kennt ihr den Podcast Zwei Seiten mit Mona Ameziane und Christine Westermann? Dann denke ich mir immer, wenn, dann würde ich mich lieber in Christines Alter für den Transfer entscheiden, denn sie hat schon so viel erlebt, das Gehirn hatte schon so viele Impulse, gerade wenn das technische Gehirn keine Alterungserscheinungen aufweist.
Ich hoffe sehr, der Autor kommt noch zur möglichen Problematik, die dieses Projekt gesellschaftlich auslösen würde. Wenn wir uns in "wartende" echte Gehirnmenschen und "technische" aufteilen. Und wo sollen die Ressourcen dafür herkommen? Wir sind ja jetzt schon zu viele für unseren Planeten, was passiert, wenn wir dann noch nicht einmal mehr sterben?
Außerdem frage ich mich, ob man stirbt, wenn das Gehirn übertragen wird? Also Strg.+X oder Strg+C?
Mila_Milnesium
Mitglied seit 06.04.2018
A book is proof that humans are capable of working magic. Carl Sagan
Veröffentlicht am 05.09.2024 um 07:47 Uhr
Zitat von gagamaus
Mich stört überhaupt, dass hier so einiges nicht komplex genug gedacht wird. Z.B. die Frage, wie sich das auf die Gesellschaft auswirkt, wird meiner Meinung nach nicht richtig eingeordnet. Wenn nur eine relativ geringe Anzahl an Menschen unsterblich werden können/dürfen, dann wird diese Ungerechtigkeit die Gesellschaft spalten. Ich schätze mal auf jeden Fall in Länder. Z.B. das reiche Europa gegen das arme Afrika oder Südamerika.
Ist ja leider bei neuen Technologien häufiger so, dass es erst einmal nur um die Machbarkeit geht und nicht, was das gesellschaftlich bedeutet. Und falls ein Staat doch daran denkt, bleiben die Überlegungen nur auf nationaler Ebene, die globalen Auswirkungen werden unter den Tisch gekehrt.
Zitat von gagamaus
Stimmt, gibt keine bessere Staatsform als die Demokratie. Fürchte mich ein wenig vor den Ergebnissen und Auswirkungen der nächsten Wahlen.
Ja. Bei Bundestagswahlen lese oder höre ich immer wieder mal gerne in Eschbachs "Ein König für Deutschland" rein.
Zitat von gagamaus
Lestat genau. Ja, deprimierend dieses ewige Leben.
Und die Ewigkeit zieht sich, vor allem zum Ende hin. Vampir wäre auch nix für mich, aber Timelord/Timelady, die werden älter, leben aber auch nicht ewig und können in der Zeit hin und her springen (das ist eine Sache, die ich an einem längeren Leben reizvoll fände, dass man von manchen Geschichten, die in der Gegenwart ihren Anfang nehmen, mitbekäme wie es weitergeht.
Zitat von Raeubertochter76
Und das mit der Lernfähigkeit habe ich mich auch gefragt. Es müsste dann also auch möglich sein, dass das "künstliche" Gehirn auch technische Synapsen neu ausbilden kann und neue Verbindungen geschlossen werden können. Die Frage ist, ob dann Lernen anders funktioniert, also nicht mehr menschlich, sondern eher eine Art maschine learning? Denn kann man mit einem künstlichen Gehirn noch Erfahrungen/Fehler etc. machen?
Oh, spannender Punkt. Ist mir nicht aufgefallen, vielen Dank für den Gedanken, Ihr habt Recht: Die aktuellen Verknüpfungen kopieren, bedeutet nicht, die Lernfähigkeit des Gehirns durch Knüpfen neuer Verbindungen zu kopieren. Wenn das nicht gelänge, friert man seine Erinnerungen und Wissen nur zu dem Zeitpunkt ein, zu dem der Upload gemacht wird.
Zitat von Raeubertochter76
Außerdem frage ich mich, ob man stirbt, wenn das Gehirn übertragen wird? Also Strg.+X oder Strg+C?
Ja, wie beim Beamen bei Star Trek. Da muss der Körper am Startort ja quasi auch vernichtet werden, sonst hat man hinterher zwei. Da gab es auch mal einen spannenden Film um ein Zaubererduell (mehr will ich aber nicht verraten, weil das ein riesiger Spoiler wäre).