Leserunde zu "Die Abschaffung des Todes" von Andreas Eschbach
Das ewige Leben ist nur ein paar Milliarden Dollar entferntDie Abschaffung des Todes
Die Unsterblichkeit ist nur ein paar Milliarden Dollar entfernt. Thriller
»Der Tod löscht alles aus. Der Tod ist barbarisch. Und jetzt sagen Sie mir, warum sollten wir das dulden?«
Drei hochkarätige Unternehmer aus dem Silicon Valley wollen ein zweites 'Manhattan Projekt' ins Leben rufen. Nur ist das Ziel noch ehrgeiziger als damals die Entwicklung der Atombombe: Sie wollen den Tod abschaffen. Der Journalist James Windover entdeckt jedoch, dass die Unternehmer, während sie von Investoren Milliarden sammeln, insgeheim versuchen, einen Schriftsteller zum Schweigen zu bringen - weil sie eine Story fürchten, die er geschrieben hat. Was steht darin, das das Projekt gefährden könnte? James begibt sich auf die Suche nach dem Mann und gerät rasch selbst in tödliche Gefahr ...
Timing der Leserunde
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Bewerben 15.07.2024 - 04.08.2024
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Lesen 12.08.2024 - 08.09.2024
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Rezensieren 09.09.2024 - 22.09.2024
Bereits beendet
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Teilnehmer
Diskussion und Eindrücke zur Leserunde
Abschnitt 3, KW 35, Seite 322 bis 486, inkl. Kapitel 37
Veröffentlicht am 27.08.2024 um 23:03 Uhr
Zitat von Marikita
Ich habe jetzt den Verdacht bekommen,dass Octavia oder/und Marta Maulwürfe sind,welche eigentlich für Youvatar/Young arbeiten.Da war diese auffällige Angelegenheit mit dem Zimmertausch/-nummer. Er nennt Octavia die alte Zimmernummer und dahin kommen auch die Angreifer...
Wobei James das ja sehr klar herleitet, wie youvatar an die Info gekommen sein kann. Aber spannende Theorie von dir.
Veröffentlicht am 27.08.2024 um 23:05 Uhr
Zitat von IlonaThoem
Ich warte auch noch darauf, dass die Anspielungen aus Abschnitt 1 Sinn ergeben, das Gespräch was ihm das Leben rettet etc.
Ja darauf bin ich auch gespannt. Immerhin wurde der junge Mann extra noch einmal in ein kurzes Gespräch eingebettet, fast schon zu offensichtlich.
Veröffentlicht am 27.08.2024 um 23:06 Uhr
Edna schrieb am 27.08.2024 um 10:39 Uhr
Zitat von kdneumann
Und man benötigt viel Fantasie, um „Feather Sea“ aus „Ferdurci“ abzuleiten.
Findest du? Ich spreche Englisch und Französisch und finde schon, dass es man es aus ein paar Metern Abstand in einer englischen Unterhaltung genau so vertauschen kann.
Hm, vielleicht, wenn einem Feather Sea ein Begriff ist. Ich spreche auch beide Sprachen und finde es tatsächlich auch ziemlich hingeschoben.
Veröffentlicht am 27.08.2024 um 23:08 Uhr
Zitat von sursulapitschi
Ich fand es ganz spannend, wie sie Ferdurci aufgespürt haben. Die Zusammenarbeit in der Zeitungsredaktion ist sehr cool, da kommen die Zwillinge aus ihren Löchern mit Neuigkeiten und dann geht Fiene telefonieren, das macht Spaß.
Den Teil mochte ich auch sehr gern, da konnte ich die Energie richtig spüren.
Lottalein
Mitglied seit 03.02.2023
Veröffentlicht am 28.08.2024 um 06:55 Uhr
galaxaura schrieb am 27.08.2024 um 22:55 Uhr
Zitat von Lottalein
Joan ist noch nicht wieder aufgetaucht. Ich gehe davon aus, dass sie keine größere Rolle in der Hauptstory spielen wird, also nicht an Youvatar beteiligt ist o.ä., sondern eher private Gründe (Affäre, Schwangerschaft, Krankheit...) hinter ihrem Verhalten stecken.
Hm, aber wozu sollte man sie als Figur dann aufbauen, wenn sie nicht noch wichtig wird? Ich finde auch schade, dass James Vater auch komplett in den Hintergrund rückt. Das ist nicht sehr gelungen in diesem Abschnitt, der ja doch relativ lang ist.
Ich glaube schon, dass die Beziehung zu Joan noch eine Rolle für James persönliche Entwicklung oder Entscheidungen, die er noch treffen muss, spielen wird. D.h. ich gehe schon davon aus, dass sie im nächsten Abschnitt wieder auftauchen und sich ihr rätselhaftes Verhalten aufklären wird. Aber es gab ja anfangs hier auch Überlegungen, ob sie mit Youvatar zu tun haben könnte. Das glaube ich nicht (mehr).
Lottalein
Mitglied seit 03.02.2023
Veröffentlicht am 28.08.2024 um 06:59 Uhr
Zitat von galaxaura
Da fährt also 2x dasselbe Motorrad an ihnen vorbei und die Polizei sitzt hinter ihnen und checkt sie aus – und das haken die beiden dann so mit „ach nee war nix ab“ – nachdem sie beide schon ordentlich verletzt sind und einiges erlebt haben, das ist doch nicht glaubwürdig.
Ja, da stimme ich dir zu. Wenn solche Details in der Schilderung einer Verfolgungsjagd beschrieben werden, haben die doch sicher etwas zu bedeuten. Und das sollten nicht nur die Leser, sondern auch die verfolgten, verletzten Charaktere merken, oder?
Mila_Milnesium
Mitglied seit 06.04.2018
A book is proof that humans are capable of working magic. Carl Sagan
Veröffentlicht am 28.08.2024 um 07:57 Uhr
Hui, den Abschnitt actionreich zu nennen, wäre untertrieben. Ich muss auch mein mentales Bild von James revidieren, ich hatte ihn als reinen Büro-Mensch, der ein bissi Fitness macht, im Kopf, aber dass er jetzt schon in drei Schießereien (zwei jetzt, eine früher) verwickelt war, lässt ihn schon wie einen Bruder von James Bond wirken (auch wenn er mehrfach betont, dass er das nicht sei). Raymond Ferdurci als schusseliger dummer, brillianter Mensch gezeichnet, gefällt mir ganz gut. Er ist einerseits hochgebildet und hat durchaus auch eine rasche Auffassungsgabe, wenn er denn nachdenken möchte, wenn er es nicht möchte, kann er genauso schusselig sein wie die meisten von uns (dass er Youngs Bluthund von einem Anwalt die Adresse gegeben hat, na gut, er hatte ja nicht ahnen können, dass er verfolgt wird). Bricht sehr schön mit dem Klischee des allwissenden Genies. Das Trope der inszenierten Rettung ist ihm aber geläufig, sehr schön.
Auch James´ Darstellung seiner Zeitung als „privater Nachrichtendienst“ trifft die Sache wohl eher und da waren, wie ich eben bei Abschnitt 2 bei Euch gelesen hatte, viele skeptisch, dass das so finanziell hinhauen könnte und bei mir ist jetzt beim Safe House und dem Kreditkarten-Service der Punkt erreicht, bei dem ich vermute, dass die Zeitung noch andere Einkommen/ Verbindungen haben muss, denn anders lässt sich das nicht erklären. Die lassen ja CIA und BND alt aussehen. Die 1 Million pro Jahr für ein Abo kommt mir geradezu lächerlich vor, wenn man sieht, auf wieviel Geld Anahit und ihresgleichen Zugriff haben. Und die „ärmen Reichen“ (nur schnöde Millionäre) gehören ja wohl nicht zu den Kunden von James? Weiß jemand, wie der Jahresetat „normaler“ Zeitungen ausschaut?
Sieh an, das Rätsel des Federsees hat sich gelöst und Colbert und Ferdurci haben einander gekannt.
Mir hat sehr die Schilderung der Gegend und Ferdurcis Tagesablauf gefallen, das hat bei mir Sehnsucht nach Urlaub in Frankreich geweckt. Die Einschätzung, dass es unterhaltsam ist, über Schießereien und Verfolgungsjagden zu lesen, kann ich nicht so ganz teilen. Die hier geschilderte war in ihrer Länge ok und hatte für die Geschichte auch die wichtige Funktion, dass wir erstens merken, wie ernst es ist, zweitens die Fähigkeiten unserer Protagonisten in Aktion vorgestellt bekommen und drittens schweißt so eine gemeinsame Flucht auch zusammen, wobei ich Ferdurcis Misstrauen sehr nachvollziehen kann. Generell mag ich sehr ausführlich geschilderte Actionszenen in Büchern nicht soooo sehr. Dafür sind mir Bücher nicht das geeignete Medium, die Energie einer Verfolgungsjagd lässt sich im Film besser übersetzen. Oft lesen sich zu detailiert geschilderte Actionsequenzen entweder wie Fanfiction (das ist noch der bessere Fall, weil hier jemand etwas schildert, was er oder sie im Kopf hatte und gerne mal in einem Film sehen möchte) oder wie bei Dan Brown einfach nur um Seiten zu füllen, weil die Geschichte vielleicht nicht sooo doll trägt.
Ich persönlich mag Bücher mit Dialogen (im Film wäre das wiederum evtl. langweilig, wobei es auch sehr gute Kammerstück-Filme oder Capsule-Episodes gibt), gerade wenn es um Konzepte geht, die man erst einmal erfassen muss, sind Bücher das perfekte Medium, weil sie mir Zeit zum Nachdenken lassen.
Und ich möchte Raymond widersprechen, dass Jules Verne der erste Science Fiction Autor gewesen sei: Da gibt es noch dieses kleine Büchlein „Frankenstein Oder der Moderne Prometheus“ von einer jungen Frau namens Mary Shelley Wollestonecraft. Frankenstein passt auch sehr gut zu „Die Abschaffung des Todes“, denn nichts geringeres hatte ja auch Victor Frankenstein vor und die Moral der Geschichte lautet NICHT, dass Wissenschaft an sich schlecht sei, das Problem entsteht erst, wenn die Forschenden nicht die Verantwortung für die Konsequenzen ihrer Arbeit übernehmen (und das will ja auch Victoria und wo ich es jetzt gerade schreibe, merke ich gerade: Viktor und Victoria? Wie war das mit den Zufällen?).
Das Problem in Raymonds Geschichte, das ich sehe, ist dass wenn ich glaube, den perfekten Tag erlebt zu haben und ihn abspeichere, um ihn immer und immer wieder zu durchleben, keinerlei Antrieb habe, etwas Neues zu erleben und das wäre in meinen Augen eine ziemliche Vergeudung der Ewigkeit.
Und die nicht ganz so subtilen Schilderungen von echt leckerem Essen (dieser Abschnitt dürfte sich in etwa einem Kilo auf meinen Hüften niederschlagen) zeigen auch, dass die Unsterblichkeit ohne die Möglichkeit sinnlicher Genüsse vielleicht doch nicht so toll wäre.
Der Abschnitt hatte neben der richtigen Dosis Action jede Menge Gedankenfutter, ich freue mich schon, gleich bei Euch zu lesen. 😊
Mila_Milnesium
Mitglied seit 06.04.2018
A book is proof that humans are capable of working magic. Carl Sagan
Veröffentlicht am 28.08.2024 um 08:34 Uhr
Zitat von Gabiliest
die diesen angeblich das Gehen beiringen sollen, damit er sie "auch" in der Autoproduktion einsetzen kann und dann auch an andere Abnehmer verkauft. Soviel ich weiß, ist die Autoherstellung eine der am meisten automtisierten Branchen- warum menschenähnliche Roboter?
Da stimme ich Dir zu, das ist fishy. Menschenähnliche Roboter werden nur benötigt, wenn es entweder darum geht, bei der Zusammenarbeit mit Menschen Akzeptanz bei den Menschen zu erlangen oder wenn man einen Arbeitsbereich, der bislang auf menschliche Körper zugeschnitten war, nicht teuer auf den Roboter umbauen möchte, wenn man den Menschen ersetzt. Mein Vater hat fast sein ganzes Berufsleben bei Opel an einer Roboterstraße gearbeitet und die Roboter dort sind 0 anthropomorph, sondern perfekt auf die eine Aufgabe, die sie erledigen sollen, designt. Das kann für die paar menschlichen Mitarbeitenden wie z.B. Instandhalter gefährlich werden, da die Roboter zu Bewegungen in der Lage sind, die ein Mensch nicht hat (jeder könnte dem Arm eines anderes Menschen ausweichen, weil wir wüssten, in welche Richtung der Arm sich bewegt, bei einem Roboter mit 360° Rundumschlag schwierig).
Zitat von Marikita
Ich habe jetzt den Verdacht bekommen,dass Octavia oder/und Marta Maulwürfe sind,welche eigentlich für Youvatar/Young arbeiten.Da war diese auffällige Angelegenheit mit dem Zimmertausch/-nummer. Er nennt Octavia die alte Zimmernummer und dahin kommen auch die Angreifer...
Mmh, war das nicht so, dass die Software der Polizei auch von einer von Youngs Firmen stammt und eine Backdoor hat, so dass er immer auf Polizeidaten zugreifen kann? Meinte, da etwas gelesen zu haben, da James die Polizei ja noch von seinem alten Zimmer aus kontaktiert. Und das Handy ist wohl bei der Youvatar-Veranstaltung verwanzt worden. Aber Du hast Recht, ein krasser Vertrauensbruch, der James nochmal in eine Krise stürzt (eine emotionale, nicht das Action-Gewusel) wäre nocj dramaturgisch spannend, wobei ich das eher aus Richtung Joan erwarte.
Zitat von IlonaThoem
Ich warte auch noch darauf, dass die Anspielungen aus Abschnitt 1 Sinn ergeben, das Gespräch was ihm das Leben rettet etc.
Ah, dann habe ich da nix überlesen. Ich hatte mir die Stelle auch in Abschnitt 1 markiert, mir fehlt da auch noch die Auflösung, vielleicht dann in Abschnitt 4.
Zitat von Gabiliest
Ich sehe eigentlich nur Marta als wirklich relevant, denn sie ist die Einzige, die aus religiösen Gründen youvatar ablehnt, allerdings finde ich das Beispiel "Gott hat nicht gewollt, dass wir Erdbeeren einfrieren" seltsam, denn natürlich kann man sie einfrieren, sie schmecken dann halt anders. Und ich denke, dass Gott- so man an ihn glaubt- sicher etwas anderes zu tun hätte, als sich über Erdbeeren Gedanken zu machen.
Ja, ich hätte auch lieber noch ein paar tiefgründigere Dialoge mit Marta gehabt als die Action-Szenen (ok, minus das seltsame Erdbeeren-Argument). Das ist ja immer das Interessante, wenn zwei Personen mit völlig anderen Ansichten miteinander sprechen und man dabei auch über eigene Positionen und Ansichten nachdenkt. Das verlangt viel vom Autor ab, weil er ein Streitgespräch gegen sich selbst führen muss und evtl. für eine Figur sprechen muss, mit deren Ansichten man nicht übereinstimmt. Aufgrund solcher Romane wie "Die Haarteppichknüpfer" ordne ich Eschbach eher als religionskritisch ein, wobei ich bei "Der Judas-Deal" seine Sicht auf Judas Rolle im Christentum dann wieder sehr reflektiert fand. Als selber religionsferner Mensch hatte ich mir über Jesus-Judas und Gott wenig Gedanken gemacht, kannte die Geschichte zwar weil christlich sozialisiert, aber der Roman hatte mich tatsächlich dazu gebracht, nochmal die Evangelien zu lesen und darüber nachzudenken.
Zitat von Edna
Ich habe immer noch das Gefühl, dass der Upload auch anderen Interessen dienen könnte.
Vielleicht wäre ein Problem, dass man den Upload "auslesen" könnte und so an Geheimnisse dran käme? Damit würden mächtige Leute erpressbar? Oder dass man einen digitalen Geist noch stärker manipulieren kann (Erinnerungen löschen, neue einfügen, Vorlieben ändern usw.)?
Zitat von sursulapitschi
All seine Mitarbeiter haben spezielle Fähigkeiten und was kann er so? Gute Mitarbeiter aussuchen?
Naja, Mitarbeiterführung oder "Frontmann" würde ich jetzt so als James´Fahigkeiten wahrnehmen. Aber Ihr habt Recht, die Fähigkeiten des Teams sind schon unrealistisch hoch, dafür würde sie jede Consulting Firma oder staatliche Nachrichtendienst abwerben wollen. Die Redaktion müsste von Headhuntern umlagert sein. Oder sie verabreden sich und gehen a la "Ocean´s Eleven" auf einen ertragreichen Heist.
Zitat von queck2009
Wäre es mein erstes Buch von Eschbach, bin ich nicht sicher, ob weitere folgen würden.
Falls Dich dieses nicht überzeugt, gib "Herr aller Dinge" und "Ausgebrannt" eine Chance.
Zitat von galaxaura
Als über die sichere Wohnung in Paris gesprochen wurde, war mir schon klar „na die wird er noch brauchen“ – und so kam es auch.
Ja, Tolstois Gewehr über dem Kamin lässt grüßen, wobei ich dann tatsächlich die Erwähnung schon im ersten Abschnitt beim Daily Business so beiläufig hätte einfließen lassen.
Zitat von galaxaura
Hier hätte das beherzte Kürzen eines mutigen Lektorats dem Buch sehr gut getan.
Je nachdem, was es für ein Lektorat ist, muss es nicht immer kürzen. Ich weiß nicht, ob das bei Eschbach noch zutrifft, aber manchmal gibt es als Feedback: "Da fehlt noch Action...usw." Noch sind Bücher da etwas geschützter (wobei durch die eBook Analyse bei Amazon auch nicht mehr), aber Musik schaffende bekommen aufgrund beliebter Songs auf Spotify von ihren Publishern gesagt, was "gerade beliebt ist und sich gut verkauft" und fordern, dass sie das einbauen. Und dann hören sich die Charts erstmal wochenlang gleich an. Ich weiß nicht, wieweit Verlage über zB. Kindle Rückmeldungen bekommen, welche Teile eines Romans flüssig gelesen wurden (oder an welchen Stellen viele Lesende abgebrochen haben) oder gebookmarkt wurden und das an ihre Autorinnen weitergeben,
Dann bin ich mal gespannt auf Abschnitt 4, denn noch sehe ich keine große Bedrohung in Ferdurcis Geschichte (oder ist Euch da etwas aufgefallen?)
Veröffentlicht am 28.08.2024 um 09:06 Uhr
Mila_Milnesium schrieb am 28.08.2024 um 07:57 Uhr
Hui, den Abschnitt actionreich zu nennen, wäre untertrieben. Ich muss auch mein mentales Bild von James revidieren, ich hatte ihn als reinen Büro-Mensch, der ein bissi Fitness macht, im Kopf, aber dass er jetzt schon in drei Schießereien (zwei jetzt, eine früher) verwickelt war, lässt ihn schon wie einen Bruder von James Bond wirken (auch wenn er mehrfach betont, dass er das nicht sei). Raymond Ferdurci als schusseliger dummer, brillianter Mensch gezeichnet, gefällt mir ganz gut. Er ist einerseits hochgebildet und hat durchaus auch eine rasche Auffassungsgabe, wenn er denn nachdenken möchte, wenn er es nicht möchte, kann er genauso schusselig sein wie die meisten von uns (dass er Youngs Bluthund von einem Anwalt die Adresse gegeben hat, na gut, er hatte ja nicht ahnen können, dass er verfolgt wird). Bricht sehr schön mit dem Klischee des allwissenden Genies. Das Trope der inszenierten Rettung ist ihm aber geläufig, sehr schön.
Auch James´ Darstellung seiner Zeitung als „privater Nachrichtendienst“ trifft die Sache wohl eher und da waren, wie ich eben bei Abschnitt 2 bei Euch gelesen hatte, viele skeptisch, dass das so finanziell hinhauen könnte und bei mir ist jetzt beim Safe House und dem Kreditkarten-Service der Punkt erreicht, bei dem ich vermute, dass die Zeitung noch andere Einkommen/ Verbindungen haben muss, denn anders lässt sich das nicht erklären. Die lassen ja CIA und BND alt aussehen. Die 1 Million pro Jahr für ein Abo kommt mir geradezu lächerlich vor, wenn man sieht, auf wieviel Geld Anahit und ihresgleichen Zugriff haben. Und die „ärmen Reichen“ (nur schnöde Millionäre) gehören ja wohl nicht zu den Kunden von James? Weiß jemand, wie der Jahresetat „normaler“ Zeitungen ausschaut?
Sieh an, das Rätsel des Federsees hat sich gelöst und Colbert und Ferdurci haben einander gekannt.
Mir hat sehr die Schilderung der Gegend und Ferdurcis Tagesablauf gefallen, das hat bei mir Sehnsucht nach Urlaub in Frankreich geweckt. Die Einschätzung, dass es unterhaltsam ist, über Schießereien und Verfolgungsjagden zu lesen, kann ich nicht so ganz teilen. Die hier geschilderte war in ihrer Länge ok und hatte für die Geschichte auch die wichtige Funktion, dass wir erstens merken, wie ernst es ist, zweitens die Fähigkeiten unserer Protagonisten in Aktion vorgestellt bekommen und drittens schweißt so eine gemeinsame Flucht auch zusammen, wobei ich Ferdurcis Misstrauen sehr nachvollziehen kann. Generell mag ich sehr ausführlich geschilderte Actionszenen in Büchern nicht soooo sehr. Dafür sind mir Bücher nicht das geeignete Medium, die Energie einer Verfolgungsjagd lässt sich im Film besser übersetzen. Oft lesen sich zu detailiert geschilderte Actionsequenzen entweder wie Fanfiction (das ist noch der bessere Fall, weil hier jemand etwas schildert, was er oder sie im Kopf hatte und gerne mal in einem Film sehen möchte) oder wie bei Dan Brown einfach nur um Seiten zu füllen, weil die Geschichte vielleicht nicht sooo doll trägt.
Ich persönlich mag Bücher mit Dialogen (im Film wäre das wiederum evtl. langweilig, wobei es auch sehr gute Kammerstück-Filme oder Capsule-Episodes gibt), gerade wenn es um Konzepte geht, die man erst einmal erfassen muss, sind Bücher das perfekte Medium, weil sie mir Zeit zum Nachdenken lassen.
Und ich möchte Raymond widersprechen, dass Jules Verne der erste Science Fiction Autor gewesen sei: Da gibt es noch dieses kleine Büchlein „Frankenstein Oder der Moderne Prometheus“ von einer jungen Frau namens Mary Shelley Wollestonecraft. Frankenstein passt auch sehr gut zu „Die Abschaffung des Todes“, denn nichts geringeres hatte ja auch Victor Frankenstein vor und die Moral der Geschichte lautet NICHT, dass Wissenschaft an sich schlecht sei, das Problem entsteht erst, wenn die Forschenden nicht die Verantwortung für die Konsequenzen ihrer Arbeit übernehmen (und das will ja auch Victoria und wo ich es jetzt gerade schreibe, merke ich gerade: Viktor und Victoria? Wie war das mit den Zufällen?).
Das Problem in Raymonds Geschichte, das ich sehe, ist dass wenn ich glaube, den perfekten Tag erlebt zu haben und ihn abspeichere, um ihn immer und immer wieder zu durchleben, keinerlei Antrieb habe, etwas Neues zu erleben und das wäre in meinen Augen eine ziemliche Vergeudung der Ewigkeit.
Und die nicht ganz so subtilen Schilderungen von echt leckerem Essen (dieser Abschnitt dürfte sich in etwa einem Kilo auf meinen Hüften niederschlagen) zeigen auch, dass die Unsterblichkeit ohne die Möglichkeit sinnlicher Genüsse vielleicht doch nicht so toll wäre.
Der Abschnitt hatte neben der richtigen Dosis Action jede Menge Gedankenfutter, ich freue mich schon, gleich bei Euch zu lesen. 😊
Schöne Gedanken! Ich bin immer pro Feminismus und "macht Frauen sichtbar" aber Frankenstein wird schon eher in den Sektor "Gothic Novel" eingeordnet literarisch, nicht ins Sci-fi Genre oder in die Phantastik, auch wenn Elemente davon vorhanden sind und ja, bpb das behauptet In meinen Studiengängen auch der Anglistik ist die Sache aber klar gewesen. Jule Verne wird da schon immer als Vater des Scifi genannt, so verkehrt ist das nicht, ich würde sagen, das ist motivisch in seinen Büchern auch stärker ausgearbeitet.
Veröffentlicht am 28.08.2024 um 09:09 Uhr
Zitat von Mila_Milnesium
Mmh, war das nicht so, dass die Software der Polizei auch von einer von Youngs Firmen stammt und eine Backdoor hat, so dass er immer auf Polizeidaten zugreifen kann? Meinte, da etwas gelesen zu haben, da James die Polizei ja noch von seinem alten Zimmer aus kontaktiert. Und das Handy ist wohl bei der Youvatar-Veranstaltung verwanzt worden.
Genau so wird es erklärt, mir leuchtet das auch ein.
Zitat von Mila_Milnesium
Je nachdem, was es für ein Lektorat ist, muss es nicht immer kürzen.
Ist bestimmt nicht die einzige Aufgabe eines Lektorats, aber auch wenn noch Themen eingebracht werden, sollte ein Lektorat schon am Ende noch einmal überprüfen, okay, was davon ist jetzt relevant für die Handlung, was ist nur Dekor oder dient der Fluffigkeit und wie viel brauchen wir davon. Ist ja keinem Autor geholfen, wenn die Menschen dann abschalten beim Lesen oder anfangen, querzulesen.