Das Buchcover erweckt sofort Aufmerksamkeit. Das Cover kombiniert den Charme einer älteren Dame mit einem düsteren, mysteriösen Ton, was eine spannende Mischung aus Krimi und Charakterstudie verspricht. Besonders auffällig ist der Kontrast zwischen der sanften Erscheinung der Dame und dem unheilvollen Messer, was die Neugier weckt und Spannung erzeugt. Das klare, minimalistische Design mit dem rot hervorgehobenen Titel verstärkt die Dramatik und zieht den Leser direkt in die Welt der rätselhaften Morde.
Der Romanauszug beeindruckt auf mehreren Ebenen, nicht zuletzt durch die außergewöhnlich bildhafte und poetische Sprache der Autorin. Bereits der erste Satz fängt die Lesenden mit einer stimmungsvollen Szene ein: Der Wind, der über die Heide peitscht, und die Beschreibung der kühlen, erfrischenden Luft laden sofort dazu ein, sich in die atmosphärische Landschaft von Blackheath Village hineinzufühlen. Die Natur wird lebendig und verleiht der Erzählung eine kraftvolle Kulisse, die sowohl Schönheit als auch Melancholie vermittelt.
Die verschiedenen Charaktere werden so lebendig und facettenreich dargestellt, jeder so besonders und einzigartig, dass jeder für sich schon ein Protagonist in einem Roman darstellen könnte. Besonders charmant ist der typische englische Humor, der trotz der poetischen, wunderbaren Sprache nicht zu kurz kommt und so auf keinen Fall kitschig wirkt. Man merkt deutlich, dass die Autorin viele Jahre in England gelebt hat.
Das Besondere an diesem Text ist jedoch nicht nur die präzise Charakterisierung der Personen, sondern vor allem die feinsinnige Beobachtungsgabe, mit der die Umgebung beschrieben wird. Die Buchhandlung, in der May arbeitet, wird zu einem fast heiligen Ort, einem Zufluchtsort der Ruhe und Besinnung, und die sorgfältige Beschreibung des Interieurs – vom Duft des Bienenwachses bis hin zu den großen eisernen Heizkörpern – macht sie für den Leser geradezu greifbar.
Die reflektiven Passagen, in denen Mays Vergangenheit in der British Library behandelt wird, geben der Geschichte zusätzlich Tiefe. Die Verfasserin versteht es, Mays inneres Leben mit der äußeren Handlung zu verknüpfen und so einen komplexen Charakter zu schaffen.
Die Leseprobe besticht nicht nur durch seine Handlung, sondern vor allem durch seine brillante Schreibweise. Die Autorin schafft es, mit jedem Satz eine Atmosphäre zu erschaffen, die den Leser in eine andere Welt entführt. Der Sprachstil ist poetisch, ohne überladen zu wirken, und die Beschreibungen sind so detailliert und lebendig, dass man die Geschichte förmlich sehen, riechen und fühlen kann. Bis jetzt eine rundum gelungene und fesselnde Lektüre, die sowohl sprachlich als auch inhaltlich überzeugt und Lust auf mehr macht.