Eisige Nacht
Ich habe die „Max Wolfe“- Reihe mit dem Buch davor, also dem dritten Teil, begonnen. In „Wer Furcht sät“ begeisterte mich die Balance zwischen Privatleben des Ermittlers, zum Nachdenken anregendem Krimi ...
Ich habe die „Max Wolfe“- Reihe mit dem Buch davor, also dem dritten Teil, begonnen. In „Wer Furcht sät“ begeisterte mich die Balance zwischen Privatleben des Ermittlers, zum Nachdenken anregendem Krimi und poetischem Schreibstil. Man könnte sagen, dass Tony Parsons mit diesem Band mein Leserherz im Sturm erobert hat. Ich wollte diese große Leseliebe ein zweites Mal erleben, habe jedoch leider kein „Wer Furcht sät 2.0“ erhalten. Obwohl mich „In eisiger Nacht“ enttäuscht hat, hat es dennoch vier Sterne verdient, weil dieser Krimi zu gut geschrieben für drei Sterne ist. „In eisiger Nacht“ liest sich zwar gut, kommt aber einfach nicht an seinen Vorgänger ran.
Der Krimi fängt mit der Schilderung der Erfrierung der Frauen an. Einfühlsam erzählt Tony Parsons, wie die Frauen erst miteinander lachen, dann verzweifelt versuchen einander Wärme zu spenden und schließlich furchtbar grausam sterben. Max Wolfe und sein Team müssen ermitteln.
Neben den Schilderungen der Ermittlungsarbeit geht es auch wieder um Wolfes Familienleben. Wolfe ist so sympathisch wie eh und je. Er ist die Art Mensch, die man schnell ins Herz schließen kann. Deswegen und weil die Krimireihe aus seiner Sicht geschrieben wurde, fühlt man schnell mit. Verachtet die einen Protagonisten und gewinnt die anderen lieb. Und das, nur weil man von den Emotionen des Hauptprotagonisten mitgerissen wird. Alle Protagonisten sind dreidimensional und sehr realistisch geschrieben, obwohl die abscheuliche Grausamkeit einiger Charaktere sehr stark hervorsticht. Max Wolfes Herzlichkeit ist dazu ein guter Kontrast. Dies macht die Geschichte sehr spannend. Tony Parsons schreibt über realistische Emotionen und diese Emotionen entwickeln sich auch im Leser, der gebannt von Seite zu Seite fliegt. Der Schreibstil ist gut zu lesen und sehr anschaulich.
Die Charaktere stehen im Vordergrund. Er schreibt die Charaktere nicht so, dass sie zum Krimi passen, sondern schreibt Charaktere, die auch ohne den Krimianteil funktionieren würden. Jedoch scheinen diesmal einige Protagonisten, allen voran Whitestone, fragwürdige Entscheidungen zu treffen, weil Tony Parsons noch ein paar Themen, die ihm am Herzen liegen, unterzubringen versucht. Da er diese auch noch auf zu wenigen Seiten abzuhandeln versucht, leidet darunter leider öfters der Tiefgang. Das Rätsel, wer die Täter sind, lässt sich deswegen auch schnell lösen und deswegen wirkt der Fall eher skizzenhaft.
Jedoch machen die angerissenen Themen auch nachdenklich und sind wirklich wichtig. Die Frage ist eher, ob es zu viel des Guten ist oder ob der Kriminalfall nicht komplex genug angelegt wurde, um so viele verschiedene Themen unterzubringen. Meiner Meinung nach ist es ein bisschen von Beidem.
Dennoch kann ich „In eisiger Nacht“ nur empfehlen. Denn dies ist ein atmosphärischer, emotionsgeladener, spannender Krimi mit einem sympathischen Hauptprotagonisten. Auch wenn die Spannung eher an den Hauptprotagonisten und nicht an den Fall geknüpft ist. Man kann die Buchreihe um Max Wolfe gut mit diesem Fall starten, da immer wieder Informationen über die vorangegangenen Bände gut integriert in die Geschichte eingestreut werden. Ich empfehle jedoch mit dem dritten Band zu starten, da ich den sehr viel besser fand.