Wolfe ermittelt in einem Sozialkrimi
Das vorliegende Buch ist der 4. Fall mit DC Max Wolfe. Auch ohne die anderen Geschichten gelesen zu haben ist es nicht schwer der Story zu folgen, die der Autor Tony Parsons gewoben hat. Und darum geht ...
Das vorliegende Buch ist der 4. Fall mit DC Max Wolfe. Auch ohne die anderen Geschichten gelesen zu haben ist es nicht schwer der Story zu folgen, die der Autor Tony Parsons gewoben hat. Und darum geht es:
In einer Winternacht steigt die junge Hana in Belgrad in einen Lkw. Ihr Ziel ist ein besseres Leben in London zu beginnen. Doch zusammen mit 11 anderen Frauen wird sie den Trip nicht überleben. Eine weitere Frau bleibt verschwunden. Das ruft DC Wolfe und seine Kollegin Edie Wren auf den Plan. Ihre Ermittlungen zu den mysteriösen Todesfällen führen sie zu den Triaden Londons, in die Vergangenheit großer Gangsterdynastien, zu radikalen Organisation IMAGINE und zu Ginger Gonzalez, einer Bekannten Max‘, die eine Partnervermittlung betreibt. Schnell wird klar, dass hier Menschenhandel im großen Stil betrieben wird. Spuren werden ausgewertet und Erkenntnisse gesammelt. Als ein Hauptverdächtiger bei einer Brandstiftung umkommt und die vermisste Frau auftaucht, überschlagen sich die Ereignisse. Max und Edie entgehen nur knapp einer Katastrophe. Aber letztendlich führt sie sie eine heiße Spur zu einer Seniorenresidenz…
Das Cover wirkt trist und hat mich nicht angesprochen. Jedoch passt es zum melancholischen Grundtenor, der die Geschichte begleitet.
Der Handlungsrahmen könnte nicht von größerer Aktualität sein: Menschenhandel, Schleuserbanden und das Geschäft mit Hoffnung, Not und Elend. Der Autor legt seine Finger in eine gesellschaftliche Wunde und zeichnet ein trostloses Bild, in dem sich die Akteure bewegen.
Die erzählerische Ich-Perspektive ist gewöhnungsbedürftig. Sie hätte mehr Gelegenheit für persönliche Gedanken des Protagonisten gegeben, die leider zu kurz kamen. Mit Ausnahme von Max sind mir die Figuren zu blass geblieben. Es mag daran liegen, dass sie in den anderen Bänden der Serie ausreichend beschrieben wurden. Vielleicht liegt es aber auch daran, weil über manche schwerwiegende Veränderungen, wie der Verlust von Menschen, wie beläufig hinweggegangen wurde. Zum Beispiel treibt die unbarmherzige DCI Whitestone ihre Beamten an und geht dabei buchstäblich über Leichen – was sie nicht gerade sympathisch macht.
Max scheint in Edie mehr als eine Kollegin zu sehen, auch wenn er sich seiner Gefühle nicht bewusst ist. Wie er sich um sie sorgt und Andeutungen zu ihrer Beziehung zu einem verheirateten Mann lassen reichlich Platz für Spekulationen und machen einen gewissen Reiz beim Lesen aus.
Die schriftstellerischen Stärken liegen meiner Meinung nach bei den den gefühlvollen Momenten, wie Hanas Sterbeszene oder Max‘ Zweifel daran, etwas ausrichten zu können, und bei der Vermittlung der Stimmung einer Szene, wie z. B. In Ost-London und Dünkirchen.
Das Buch wurde flüssig geschrieben und ist leicht zu lesen. Die Geschichte ist gut erzählt, wobei die Auflösung des Falles ein wenig holprig und konstruiert daherkommt. Nicht alles erscheint plausibel: Warum erzählt Max nicht, wer für ihre Rettung verantwortlich war? Warum interessiert sich niemand für den sich illegal im Land aufhaltenden Bruder Hanas? Warum hat Ginger nicht bei der ersten Begegnung die wichtige Information über Madame Theresa preisgegeben? Und letztendlich war die Wandlung des Täters für mich nicht nachvollziehbar.
Für mich ist es ein durchschnittlicher Roman. Ungereimtheiten und das Ende trüben den Lesespaß. Die Figuren bleiben seltsam zweidimensional und blass. Das hat es mir schwer gemacht mit ihnen mitzufiebern.
Mein Ratschlag lautet, erst die anderen drei Bücher zu lesen. Vielleicht hilft es, die Figuren in einem anderen Kontext zu sehen.