Tiefgründiger als erwartet mit einfallsreichen Ideen!
„Ich mag den Regen. Man sieht die Tränen in ihm nicht […].“(S.501)
Maries Geschichten konnten mich bisher immer begeistern. Umso neugieriger war ich demnach auf den Genrewechsel. Die „Neon-Birds-Trilogie“ ...
„Ich mag den Regen. Man sieht die Tränen in ihm nicht […].“(S.501)
Maries Geschichten konnten mich bisher immer begeistern. Umso neugieriger war ich demnach auf den Genrewechsel. Die „Neon-Birds-Trilogie“ konnte mich besonders mit ihren nachdenklichen und gesellschaftskritischen Kapiteln begeistern; „Der dunkle Schwarm“ bestach durch die unermüdliche Handlung und „Kernstaub“ durch das unglaubliche Worldbuilding. Nun war ich gespannt, was „Hard Liquor“ bereithielt – und das war überraschend positiv!
Das Cover: Etwas außergewöhnlicher und durchaus ein Blickfang. Dieses wurde dem Etikett einer Wodkaflasche nachempfunden und ziert nun das Gewand von Maries actionreicher Geschichte. Diese Dynamik lässt sich auch auf dem Cover wiederfinden, auch wenn mir eine ruhige Komponente fehlt, um es etwas ausgewogener erscheinen zu lassen. Das Cover zur Fortsetzung sagt mir da etwas mehr zu.
Die Handlung: Vorweg möchte ich sagen, dass der Klappentext zu viel verrät, daher rate ich dazu, diesen nicht zu lesen! Wenn man aber einer Protagonistin, mit deutlichen Ecken und Kanten und nachdenklichen Fantasygeschichten mit realem Bezug nicht abgeneigt ist, sollte diese Geschichte zusagen. Hierbei begleiten wir Tycho, eine Studentin im verschneiten New York, die sich in einer Bar die Unterkunft finanziert und dabei von ihrer Gabe Gebrauch machen kann. Sobald sie Alkohol trinkt, erwachen übernatürliche Kräfte in ihr, welche sie auf ihren nächtlichen Touren gegen übergriffige und kriminelle Menschen einsetzt. Doch nach und nach werden immer mehr Einwohner:innen auf sie aufmerksam und in den Medien wird sie bekannt als „Captain Wodka“ – nur gesehen hat sie noch niemand. Doch nicht alle, die über sie Bescheid wissen, meinen es gut mit ihr…
Meine Meinung: Als ich bei der Ankündigung das erste Mal den Klappentext las, war ich erst etwas zwiegespalten. Das Alkoholthema war doch sehr speziell und ich hatte ein wenig Befürchtungen, dass es doch etwas glorifiziert werden könnte – doch dem war absolut nicht so. Im Verlauf der Geschichte wird immer unterschwellig auf die Nebenwirkungen aufmerksam gemacht und auch Tycho kann nicht nächtelang exzessiv von ihrer Gabe Gebrauch machen. Doch neben all dem hat der Tiefgang mich am meisten begeistern können, besonders was das Thema Mental Health betraf. Hier hat Marie Graßhoff den perfekten Spagat zwischen Spannung und Tiefe/ Emotion geschafft. Diese Geschichte hält so viel mehr bereit als anfangs angenommen, weswegen ich immer noch begeistert an das Buch zurückdenke. Ganz für ein Highlight hat es bei mir nicht gereicht, da ich mir da noch etwas mehr Nähe zu Nebencharakteren gewünscht hätte und einen etwas längeren und Showdown. Zudem blieben mir manche Handlungsstränge zu unbeantwortet.
Die Charaktere: Tycho und Grayson haben mein Herz. Die Interaktionen zwischen den beiden, das Zusammenhalten und Füreinander da sein – das hat mir sehr zugesagt. Beide wiesen so viele Facetten auf, dass man wirklich die geballte Ladung an Emotionen bekam. Die schönen und fröhlichen Momente, wie auch die traurigen und trostlosen Augenblicke – hier wurde nichts ausgelassen. Auch Nebencharaktere wie Logan, Amber, Haruo und viele weitere wurden vorgestellt, wobei ich mir bei manchen wirklich noch etwas mehr Informationen gewünscht hätte. Sie waren allesamt so interessant, dass ich mir da wirklich gerne mehr zu ihnen gewünscht hätte – besonders bei Amber.
Fazit: Für mich eine sehr gelungene Geschichte, die mich nicht nur unterhalten konnte, sondern auch naheging. Von mir gibt es hier eine Leseempfehlung und 4/5 Sternen!