Der Klappentext und Titel haben ja das Thema eigentlich vorgegeben und so war ich, als ich die Leseprobe gelesen habe, total überrascht von dem Treffen des Ich Erzählers James mit Anahit Kevorkian ("Anna"). Diese ist nämlich querschnittsgelähmt und erzählt James von einer Start-up-Firma, die sie als Investorin angeschrieben und zu einer Versammlung eingeladen hat. Diese Firma, so reimt sie sich zusammen, könnte es schaffen, mit der Kombination von Genetik und Nanotechnik entweder den Alterungsprozess zu stoppen oder sogar rückgängig zu machen oder Querschnittslähmung heilen.
Es ist immer gut, finde ich, wenn ein Buch den Lesenden auf persönlicher Ebene anspricht und oft fühle ich einfach mit den Personen, weil ich recht empathisch bin. Hier aber hat es mich beim Lesen buchstäblich durchzuckt! Meine 2 Jahre jüngere Schwester ist seit mehr als 20 Jahren nach einem Unfall querschnittsgelähmt. Wir waren, als diese Diagnose fest stand, fest davon überzeugt, dass Querschnittslähmung eines Tages heilbar sein würde. Es gab mittlerweile einige Versuche, Chips ins Rückenmark zu implantieren oder auch mittels KI (so gut kenne ich mich leider da nicht aus) die Motorik zumindest teilweise zu steuern. Aber richtig geheilt wurde noch nie ein Querschnittsgelähmter und auch deswegen war das Gespräch zwischen Anna und James für mich wirklich sehr, sehr intensiv beim Lesen. Ich verstehe Anna total, dass nicht sie zu dem Treffen fahren möchte, noch bevor ich es gelesen habe, dachte ich - na klar, sie hofft so sehr, sie will sich aber nicht von ihrer Hoffnung leiten lassen, sie ist absolut alles andere als neutral bei dem Thema! Die ganze Szene ist mir beim Lesen unfassbar lebendig vor den Augen entstanden - auch der knallrote "Ferrari" Rollstuhl! Jeder, der jemanden kennt (und liebt), der im Rollstuhl sitzt, kann das so nachfühlen, wie eingeschränkt man damit ist, leider noch immer und leider fast überall.
Diese Stelle in der Leseprobe hat mir klar gemacht, dass ich das Buch unbedingt lesen muss!
Nach Lesen des Klappentextes und dem Titel zufolge wird die Firma dann wohl aber (leider?!) eher die erste Variante entwickeln, nämlich die Abschaffung des Todes. Das ist natürlich auch viel mehr Stoff für eine Geschichte, die man "wie einen Roman" lesen soll - sehr gute Einführung in die Geschichte, genau das richtige Maß an Geheimnissen und Andeutungen, dass man als Leser mehr als neugierig ist, wie es weiter geht!
Die geheimnisvolle "Zeitung", die täglich personalisiert einem sehr speziellen Personenkreis digital zur Verfügung gestellt wird für eine Millionen Euro pro Jahr, gegründet von James Windover, mit Geschäftssitz in Amsterdam ist ein sehr spannendes Umfeld für den Anfang des Thrillers. Bereits in der Leseprobe gibt es mehrere Geheimnisse, an deren Auflösung ich sehr interessiert bin - was ist es, was James seiner Partnerin 7 Jahre lang verheimlicht hat und warum? Wie kam es zu dieser Idee mit der Zeitung und was genau machen sie? Was wird passieren, wenn er zu Youvatar fährt?
Das Setting selbst liebe ich auch sehr - ich war in den letzten Jahren mehrmals in Amsterdam, zuletzt im März mit meiner ältesten Tochter als Geschenk zum Abitur. Die Architektur des Bürogebäudes hatte ich sofort vor Augen. Amsterdam ist übrigens eine schwierige Stadt, wenn man im Rollstuhl sitzt, kein Wunder, dass James zu Anna fährt und nicht andersrum. Anna wohnt in London. Hier lebt James´ Lebensgefährtin, eine Ärztin, und auch sein Vater, zu dem er wohl kein gutes Verhältnis zu haben scheint.
London und Amsterdam sind 2 Städte, die ich schon mehrmals bereist habe, in London war ich sogar schon mal volle 3 Wochen im Urlaub, als mein Mann ein Praktikum gemacht hat und ich ihn begleitet habe. Ich liebe es sehr, wenn Geschichten an Orten spielen, die ich (gut) kenne.
Der Stil ist absolut lesbar und sehr packend geschrieben - bisher ein echter Pageturner! Und das Cover ist wirklich wunderschön! Ich bin echt ein Fan von Farbschnitten und begeistert, dass es mittlerweile so viele Bücher mit Farbschnitt gibt, aber auch die Farbgestaltung an sich ist sehr "clean" und fällt direkt ins Auge.
Ich bin sehr gespannt darauf, wie es weitergeht - von der Hoffnung auf Heilung von Querschnittslähmung wird sich Anna vermutlich verabschieden müssen, aber vielleicht geht die Abschaffung des Todes einher mit weiteren positiven "Nebeneffekten"? Ich hoffe, James wird das alles nicht im Alleingang machen und bald Marta einweihen. Ich meine, beim Jesus Video gab es auch ein gemischtes Team als Protagonisten-Paar.
Auf die "wissenschaftlichen" also in den Bereich der Science-Fiction spielenden Theorien bin ich sehr gespannt, manchmal liegen Autoren ja gar nicht so weit von der Realität entfernt mit ihren Ideen.
Ich würde mich riesig freuen, das Buch zusammen in einer Leserunde hier zu lesen und mit den anderen Mitlesenden unsere Theorien und Gefühle dazu austauschen zu können!