Spannende Geschichte einer jungen Frau mit vielen historischen Hintergründen
Die Tochter des Fechtmeisters von Sabine Weiß ist ein historischer Roman, der am 09.12.2016 im Bastei Lübbe-Verlag erschienen ist. Der Roman handelt von Clarissa, der Tochter des Fechtmeisters Fritjoff. ...
Die Tochter des Fechtmeisters von Sabine Weiß ist ein historischer Roman, der am 09.12.2016 im Bastei Lübbe-Verlag erschienen ist. Der Roman handelt von Clarissa, der Tochter des Fechtmeisters Fritjoff. Als sie auf dem Rückweg von der Fechtschule in Frankfurt sind, werden sie überfallen. Clarissa sieht noch, wie ihr Vater erstochen wird, dann wird sie selbst niedergeschlagen und wird erst wieder wach im Unterschlupf der Gaukler, die sie verletzt auf einem Pferd gefunden haben. Zusammen mit dem Luxbruder Leander will sie nun herausfinden, warum sie angegriffen wurden. Clarissa wird als Mörderin ihres Vaters gesucht und will nun beweisen, dass sie unschuldig ist. Ihre Reise führt sie dabei nach Prag. Die Haupthandlung ist in den Jahren 1608-1612 angesiedelt zur Herrschaft Rudolph II. Einige Kapitel spielen auch in früheren Jahren.
Neben der Geschichte der mutigen jungen Clarissa behandelt der Roman das Thema der Fechtkunst, die verschiedenen Bruderschaften und Techniken des Fechtens. Ein weiterer großer Teil sind die historischen Ereignisse zur Zeit Rudolph II. Seine Persönlichkeit und Eigenschaften als Kaiser sowie die Reaktionen auf sein Handeln sind sehr schön herausgearbeitet, so dass man geschichtlich gesehen viel dazu lernen konnte, eingepackt in eine spannende Geschichte. Auch die Machtkämpfe zwischen Katholiken, Protestanten und Juden werden als Thema behandelt. Meiner Meinung nach sind diese Themen von der Autorin sehr gut recherchiert worden.
Durch ein Personenverzeichnis am Anfang des Romans lässt sich herauslesen, welche Personen fiktiv und welche Personen wirklich existiert haben. Auch auf die Menge der verschiedenen Charaktere hin gesehen, ist diese Liste sehr hilfreich.
In den ersten Kapiteln schreibt die Autorin immer wieder Rückblicke, die die Lebensgeschichte von Fritjoff, Clarissas Vater, und seinem Bruder erzählen. Durch die Nennung der Jahreszahl sind diese eindeutig gekennzeichnet und hilft einem, diese beiden Charaktere besser zu verstehen. Die Charaktere der Protagonisten sind sehr schön herausgearbeitet. Ich konnte sie mir lebhaft vorstellen, z.B. die mutige Clarissa, die fechten gelernt hat, was als Frau zu dieser Zeit sehr ungewöhnlich war. Leander, der als Sohn eines Gauklers davon träumt, ein Fechtmeister und evtl. auch sesshaft zu werden. Karl, dem das Leben bisher übel mitgespielt hat, meines Erachtens die tragischste Rolle in diesem Roman. Auch Felicitas, eine junge jüdische Witwe, die die Geldgeschäfte ihres verstorbenen Mannes weiterführt, muss sich behaupten. Das Geheimnis von Alexander, einem ehemaligen Fechtschüler von Fritjoff, war für mich sehr überraschend und sehr interessant, hatte ich mich bisher noch nie mit diesem Thema beschäftigt.
Von Anfang bis ca. 100 Seiten ist die Geschichte sehr spannend, da sich die vielen Geheimnisse nur nach und nach auflösen. Auch wenn die Spannung zum Schluss hin nachlässt, kann ich das nicht als Mangel werten. Man erfährt, wie die einzelnen Protagonisten ihr Leben nach den ganzen Geschehnissen weiter fortführen, so dass ein schöner Abschluss entsteht. Besonders der letzte Satz rundet die ganze Handlung ab.
Fazit: Für mich ist „Die Tochter des Fechtmeisters“ ein gelungenes Werk. Ich habe es sehr gerne gelesen und möchte es allen Lesern ans Herz legen, die Romane mit dem richtigen Maß an Spannung und Gefühl mit historischem Hintergrund lieben.