Was wäre Digitalisierung in den falschen Händen?
Allgemeines
Titel: NSA
Autor/in: Andreas Eschbach
ISBN: 978-3-7857-2625-9
Verlag: Bastei Lübbe
Genre: Historischer Roman/ Dystopie
Seitenzahl:800
Preis: 22,90€
Klappentext
Weimar 1942: Die Programmiererin ...
Allgemeines
Titel: NSA
Autor/in: Andreas Eschbach
ISBN: 978-3-7857-2625-9
Verlag: Bastei Lübbe
Genre: Historischer Roman/ Dystopie
Seitenzahl:800
Preis: 22,90€
Klappentext
Weimar 1942: Die Programmiererin Helene arbeitet im Nationalen Sicherheits-Amt und entwickelt dort Programme, mit deren Hilfe alle Bürger des Reichs überwacht werden. Erst als die Liebe ihres Lebens Fahnenflucht begeht und untertauchen muss, regen sich Zweifel in ihr. Mit ihren Versuchen, ihm zu helfen, gerät sie nicht nur in Konflikt mit dem Regime, sondern wird auch in die Machtspiele ihres Vorgesetzten Lettke verwickelt, der die perfekte Überwachungstechnik des Staates für ganz eigene Zwecke benutzt und dabei zunehmend jede Grenze überschreitet. Was wäre, wenn es im Dritten Reich schon Computer gegeben hätte, das Internet, E-Mails, Mobiltelefone und soziale Medien – und deren totale Überwachung?
Meine Gedanken zum Buch
Jeder von uns ist mit der Geschichte des Nationalsozialismus‘ vertraut und es gab bereits vor Andreas Eschbach die Fragen, was wäre wenn, z.B. die Nazis den Krieg gewonnen hätten. Doch zuvor wurde weniger nachdem gefragt, was wäre gewesen, wenn die Nazis bereits digitalisiert gewesen wären – wie wir heute. In diesem Roman lernen wir die junge Programmiererin Helene Bodenkamp kennen, sowie den Analyst Eugen Lettke, die uns in diese neue Welt bringen werden, wo es bereits Handys und Computer gibt. Sie zeigen uns die Möglichkeiten und Gefahren auf, die durch die digitale Datennutzung aufgekommen sind. In Verbindung mit einer Liebesgeschichte zeigt uns Eschbach Abgründe auf, die die Digitalisierung betreffen und es bleibt auch die Frage offen, ob dieses Buch nicht viel eher ein Zukunftsroman, als ein historischer Roman ist.
Aber kommen wir zunächst einmal zu dem Schreibstil von Andreas Eschbach. Denn dieser ist sehr flüssig und auch schnell und lässt sich sehr angenehm lesen. Trotz alle dem ist der Schreibstil eloquent, komplex und intelligent. Natürlich ist die Wortwahl an die Zeit um 1933-1945 angepasst und wirkt an manchen Stellen etwas altmodisch, was aber nur dem Feeling des Buches zugute kommt. Außerdem haben wir hier viele technische Fachbegriffe, die natürlich ins Deutsche übersetzt wurden, so haben wir Komputer, Elektropost, statt Emails und das Programmieren wird als Programm stricken bezeichnet.
Was ich auch anmerken muss, ist, dass es in diesem Buch wieder etwas längere Kapitel gab (ca. 10 Seiten im Durchschnitt pro Kapitel), die teilweise nicht aufgefallen sind. Denn die Handlung war so interessant und vor allem spannend, dass zum Teil die Seiten nur so an einem vorbei geflogen sind. Das lag besonders daran, dass Eschbach es geschafft hat die Fiktion, dass die Nazis digitalisiert sind, nahtlos in die tatsächlichen historischen Fakten übergegangen sind. Aber ich betone das teilweise, denn es gab auch Stellen im Buch, die sich durchaus gezogen haben. Denn der Autor erzählt sehr ausführlich und neben der Haupthandlung, so dachte ich, geht es direkt um die Liebesgeschichte zwischen Helene und ihrem Liebhaber, stattdessen wird aber erst die gesamte Jugend von Eugen Lettke und Helene erzählt, was aber im Nachhinein sehr gut gepasst hat. Auch das Programmieren wird in aller Ausführlichkeit behandelt, worüber man häufig nachdenken musste, da dies nicht immer so leicht zu verstehen war. Dadurch erhielt der Leser allerdings das Gefühl, dass dieses Buch nicht nur Fiktion ist.
Im Vorfeld habe ich mir natürlich auch schon ein paar andere Rezensionen durchgelesen und was mir besonders ausgefallen ist, ist der Punkt, dass Helene als Frau kritisiert wurde. Sie sei zu naiv, zu folgsam usw. Hier muss ich sagen, dass mich das in diesem Fall nicht gestört hat, denn Andreas Eschbach hat so nur die tatsächlichen Gegebenheiten im dritten Reich reflektiert. Außerdem hat Helene vieles aufs Spiel gesetzt, um ihre große Liebe, einen Deserteur zu retten. Allgemein waren die Protagonisten Lettke und Helene kritischer mit dem Regime, was mir sehr gut gefallen hat.
Zum Ende will ich eigentlich gar nicht viel verraten, denn das wäre ein zu großer Spoiler. Ich will nur sagen, dass es zum Buch gepasst hat und trotzdem hat es mein Herz zerbrochen und nicht wieder zusammengesetzt.
Gestern, am 05.10.2018 waren mein Freund und ich auf einer Lesung von Andreas Eschbach in Hannover. Am Rande will ich anmerken, dass Andreas Eschbach wirklich sehr sympathisch und humorvoll ist. Jedenfalls hat er etwas angemerkt, was ich mich auch gefragt habe, als es um das Genre dieses Buches ging. Aufgrund der Zeit würde dieses Buch für mich in das Genre Historisch oder auch Dystopie fallen, doch Eschbach hat angemerkt, ob es nicht auch ein Zukunftsroman ist, wenn man sich unsere heutige Zeit anschaut und wie mit unseren Daten umgegangen wird. Diesen Einwurf wollte ich hier noch mit einbringen, denn er ist es wirklich wert gerade in Zeiten von Big Data, Facebook, Google und medialem Wahl- und Machtkampf beachtet und überlegt zu werden.
Letztlich hat mir das Buch sehr gefallen und würde von mir 4 Sterne bekommen, da es eben hier und da diese Längen gab. Dennoch kann ich es nur weiterempfehlen, vor allem wenn man sich für die Digitalisierung und für Selbstbestimmung interessiert, denn dieses beiden Punkte werden häufig aufgegriffen.