Leider viel ungenutztes Potential
Ballett zu Tanzen war für mich schon immer ein Traum. Als Kind hätte ich mich so gerne in eine Ballerina verwandelt, um graziös über die Bühne schweben zu können. Und diese Faszination meinerseits ist ...
Ballett zu Tanzen war für mich schon immer ein Traum. Als Kind hätte ich mich so gerne in eine Ballerina verwandelt, um graziös über die Bühne schweben zu können. Und diese Faszination meinerseits ist bis heute geblieben. Deswegen habe ich mich sehr auf das neue Buch von Anna Savas gefreut. Denn in die Welt des Balletts einzutauchen, was für mich schon immer etwas Besonderes.
Das Buch beginnt auch vielversprechend. Unsere Protagonistin Zoe wird an der renommierten New England School of Ballet angenommen und kann sich deswegen von nun an ihrem Traum widmen. Dementsprechend hatte ich gehofft, mit unserer Protagonistin in die Trainingsräume mitgenommen zu werden und dem Balletttraining beiwohnen zu können. Leider ging es schlussendlich aber nur um einen ihrer Kurse, in dem sie sich mit unserem zweiten Protagonisten auseinandersetzen muss – Jase.
Und genau das ist auch mein größter Kritikpunkt an der Geschichte. Ich habe es das gesamte Buch über nicht geschafft, mich richtig in Zoe, ihre Leidenschaft fürs Tanzen und ihr Training hineinzuversetzen. Denn dazu haben mir ganz einfach die Möglichkeiten gefehlt. In dem einen Kurs, in dem wir sie tanzen sehen, hat sie große Probleme mit dem ihr zugeteilten Partner und kann ihr Talent so nicht richtig zeigen. Abgesehen davon gibt es genau eine Szene, in der wir sie auf der Tanzfläche erleben und einen ersten Eindruck davon bekommen, was ihr das Tanzen bedeutet. Aber schlussendlich war mir das einfach zu wenig! Einen kompletten Roman über das Ballett Tanzen zu schreiben und die Protagonist*innen dann nie richtig miteinander tanzen zu lassen, macht für mich leider einfach nicht sehr viel Sinn.
Und leider habe ich diese Unzufriedenheit dann irgendwann auch auf den Rest des Buches projiziert. Denn die Verbindung zwischen den beiden hat mich leider ziemlich kalt gelassen. Und dabei fand ich den Anfang der Geschichte so vielversprechend! Ich war sehr hyped, mich in eine romantische Geschichte zu stürzen und zu erleben, wie die beiden ihre Probleme miteinander lösen. Dann wurde die Geschichte aber immer zäher, hatte richtige Längen und ich hatte schon eine Ahnung, wo sich die Handlung hinbewegen würde. Der Mittelteil wurde dann zwar noch einmal etwas besser, letztendlich hat sie die gesamte Handlung aber auf einen Punkt zubewegt, den ich sehr vorhersehbar fand und der mir auch nicht sonderlich gefallen hat.
Die gesamte Spannung war für mich irgendwann einfach raus, weil ich schon so genau wusste, wie sich das Ende gestalten würde. Irgendwie ist mir dann zu wenig, aber auch gleichzeitig zu viel passiert, das nicht richtig aufgearbeitet wurde. Zusätzlich sind mir in der Geschichte ein paar Unstimmigkeiten aufgefallen, die wahrscheinlich aus einer Überarbeitung der Handlung resultiert sind. Das waren keine enormen Fehler, mich hat es beim Lesen aber einfach gestört und meinen Eindruck der Geschichte auch nicht mehr verbessert. Hier war einfach viel zu viel los.
Den Konflikt zwischen Jase und seinen Eltern fand ich leider sehr konstruiert. Ich habe es den Erwachsenen einfach nicht abgekauft, ihren Sohn so zu behandeln, wenn das ihr Grund dafür war. Und die Beziehung zu seiner Schwester fand ich auch seltsam. Hier wurden einfach so viele Themen angesprochen, aber nicht richtig ausgearbeitet, dass es mich nach einer Weile wirklich frustriert hat.
Ich persönlich hätte auch Charlotte nicht in der Geschichte gebraucht, wenn sie am Ende nicht von Zoe konfrontiert und so der Auslöser für eine Charakterentwicklung ist. Sie war im Buch, um genau einen Zweck zu erfüllen. Und das hat man leider auch gemerkt. Dabei hätten die Konflikte mit ihr sehr viel Potential gehabt.
Was ich mochte, aber leider nicht gegen meine Kritikpunkte ankam, war die Freundschaft zwischen Zoe und Mae. Die beiden dabei zu beobachten, wie sie sich vor dem wunderschönen Ambiente der Schule miteinander anfreunden, war schön. Aber auch hier hätte ich gerne ein paar mehr gemeinsame Szenen gelesen. Denn im Buch war so viel los, dass sich die Autorin nie auf nur ein Problem fokussiert hat. Das fand ich beim Lesen etwas anstrengend.
Ein weiterer Pluspunkt waren für mich die kleinen Wahrheiten, die zu Beginn jeden Kapitels einen Einblick in die Gefühlswelt der Charaktere geben sollten. Und zusammen mit Dialogen über Emotionen hätten sie bei mir bestimmt auch sehr viel auslösen können. Aber so haben die Wahrheiten leider nicht das bei mir ausgelöst, was ich mir gewünscht hätte.
Trotzdem hat mich die Geschichte aber auch irgendwie gepackt. Zumindest habe ich die Leseabschnitte in der Leserunde immer ziemlich schnell beendet und wollte dann auch weiterlesen. Aber ich glaube, dass mich meine Hoffnungen an dieser Stelle weitergetrieben und leider enttäuscht haben.
Fazit:
Ich fand das Buch auf keinen Fall schlecht. Im Gegenteil, ich wollte es wirklich mögen! Die meiste Zeit war ich gut unterhalten und mochte auch die meisten die Figuren, aber dieses Buch hat einfach nicht alles aus sich rausgeholt. Hier wurde viel zu viel auf einmal ausprobiert. Und auf mich wirkte die gesamte Geschichte relativ platt und auch ein bisschen wirr. Dafür bin ich sehr optimistisch, was die Folgebände angeht. Für mich war das hier der klassische Reihenauftakt, bei dem man sich noch nicht ganz wohl in der Geschichte fühlt und alles noch ein bisschen reinwachsen muss. Aber Band 2 wird dann, glaube ich, mein Fall.